Sachverhalt:
In der Zeit von Mai 2014 bis Februar 2016
ist für die Samtgemeinde Elbtalaue eine Stellenbemessung durchgeführt worden.
In diesem Zusammenhang ist auch der gesamte Aufgabenbereich des Archivs und des
Museums „Waldemarturm“ mit betrachtet worden.
Die Stellenbemessung hat einen notwendigen
Zeitanteil von insgesamt 0,75 Stellen für diese Aufgaben errechnet. Darin enthalten
sind Arbeitsprozesse, die momentan als „optional“ benannt wurden und die
zurzeit nicht durchgeführt werden, da sie den Rahmen der zur Verfügung
stehenden Zeit sprengen würden.
Diese sind im Grunde aber absolut notwendig,
um die Existenz des Museums dauerhaft zu sichern und die Potenziale eines
Stadtarchivs voll auszuschöpfen.
Um dies zu veranschaulichen, soll zunächst
noch einmal auf die grundsätzliche Bedeutung eines kommunalen Archivs bzw.
Museums für eine Kommune eingegangen und dann die konkreten Herausforderungen
dargelegt werden.
Kommunalarchive und Heimatmuseen
tragen durch Bildungsarbeit dazu bei, das unverwechselbare, historisch
gewachsene Profil einer Kommune bewusst zu machen, zu schärfen und nachhaltig
zu vermitteln. Dadurch wird das Archiv bzw. das Museum zum historischen
Kompetenzzentrum seiner Kommune. Die Vermittlung von lokalgeschichtlichen
Inhalten wirkt identitätsstiftend für
das Gemeinwesen. Sie stärkt Demokratie und Demokratieverständnis durch
Offenlegung von historischen Fakten und Entscheidungsprozessen in Gesellschaft
und Verwaltung.
Kommunalarchive und Heimatmuseen
leisten mit ihren Beständen und Angeboten zur Vermittlung von lokaler
Geschichte einen unverzichtbaren Beitrag zur Steigerung der Standortqualität einer Kommune. Sie
tragen dazu bei, dass aus dem Wohnsitz der Menschen ihre Heimat wird, mit der
sie sich identifizieren. Kulturelle, soziale, wissenschaftliche und
wirtschaftliche Traditionen sind neben aktuell diskutierten Standortfaktoren
Elemente, die für die Wirtschaftsförderung immer größere Bedeutung erlangen.
Investoren mit mittel- und langfristigen Interessen werden auf diese Qualitäten
der jeweiligen Region aufmerksam gemacht. Die Darstellung der lokalen
Geschichte unterstützt den Tourismus. Es gibt keinen Stadtrundgang ohne
historischen Kontext. Das Kommunalarchiv und das Heimatmuseum weisen mit seiner
historischen Bildungsarbeit den Weg. Eine geschichtslose Stadt ist eine
gesichtslose Stadt. Das Kommunalarchiv trägt dazu bei, dem sichtbaren Bild
einer Kommune Tiefenschärfe durch Informationen, Ausstellungen, Publikationen
und Veranstaltungen zu geben. Eine Verwaltung, deren Einrichtungen ein breites
Spektrum an historischer Bildungsarbeit anbieten, kann sich im Wettbewerb der Kommunen als
dienstleistungsorientierte Einrichtung besser
positionieren.
Zur Stadtentwicklung gehört
lokale Geschichte als „weicher
Standortfaktor“. Um eine Kommune in ihrer historisch gewachsenen Vielfalt
verstehen und ihre Zukunft gestalten zu können, bedarf es der fundierten
Kenntnis und Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit. Das Kommunalarchiv und
das Heimatmuseum vermitteln im Rahmen ihrer historischen Bildungsarbeit diese
Kenntnisse. Es ist Aufgabe einer Kommune, durch historische Bildungsarbeit den
Bürgerinnen und Bürgern ein wissenschaftlich abgesichertes Bild der
Vergangenheit bereit zu stellen, um verzerrte oder lückenhafte Geschichtsbilder
zu verhindern bzw. abzubauen. Der Blick auf das historische Erbe einer Kommune
ist nicht statisch, sondern in höchstem Maße dynamisch. Denn jede Generation
sieht aus dem jeweiligen zeithistorischen Kontext sowie auf dem Hintergrund der
eigenen Lebenserfahrung neu und anders auf die Geschichte sowie ihre Zeugnisse.
Die Stadtentwicklung bedarf deshalb der Unterstützung, das aktuelle Geschichtsbild
in ihren Strategien zu berücksichtigen. Für diese Aufgabe ist das
Kommunalarchiv aufgrund seiner Quellen nach Empfehlung der Bundeskonferenz der
Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag der kompetenteste Ansprechpartner.
Denn ohne das Archiv als Gedächtnis der
Kommune gibt es keine Vermittlung ihrer Geschichte. Ohne Stadtgeschichte
gibt es kein qualifiziertes Stadtmarketing, keine nachhaltige Stadtentwicklung.
Mit Historischer Bildungsarbeit öffnen das Kommunalarchiv und das
Heimatmuseum Schulen, Vereinen und allgemeinen Bildungseinrichtungen (z.B. VHS)
die Tür zur Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit. Die Vermittlung von
Kenntnissen über das „Woher“ beginnt bei Kindern. Ihre Neugier findet in der
Lokalgeschichte ein reiches Feld. Die Angebote der Kommunalarchive sind für die
Bildungseinrichtungen von besonderer Bedeutung. Die Kenntnis der Geschichte vor
Ort motiviert zur Beschäftigung mit Geschichte überhaupt. Das Entdecken und
Erforschen des eigenen Lebensumfeldes in seinen historischen Dimensionen trägt
gerade in Zeiten großer (Berufs-)Mobilität bei allen Generationen zur
Identitätsfindung und zu verantwortlichem Handeln bei. Durch den Umgang mit
unterschiedlichen und vielfältigen Quellen wird im Kommunalarchiv
Medienkompetenz ausgebildet und gefördert. Deshalb sind der „Lernort Archiv“
und die Arbeit mit Archivalien in Richtlinien und Lehrplänen für Schulen
inzwischen verankert. Historische Bildungsarbeit mit Schulen und
Weiterbildungseinrichtungen wird projektorientiert durchgeführt. Projektarbeit
bedeutet selbstständiges und qualifiziertes Arbeiten. Sie fördert dadurch die
Lernbereitschaft und trägt zur Anhebung des Lernniveaus bei.
Insgesamt kann daher
festgestellt werden, dass Kommunalarchive und Heimatmuseen Gedächtnisse und historische Wissensspeicher einer Kommune sind.
Ihre Historische Bildungsarbeit ist für die Zukunft der Kommunen von
grundlegender Bedeutung. Die Öffentlichkeitsarbeit eines Archivs/ Museums muss
die historische Bildungsarbeit wie die anderen Aufgaben nach außen vermitteln.
Investitionen in die historische Bildungsarbeit ermöglichen diesen
Einrichtungen, als ein Garant des kommunalen Selbstverständnisses zu wirken und
zur Steigerung der Attraktivität einer Kommune sowie zu ihrer Entwicklung
beizutragen. Auch Herr Axel Kahrs hat im Rahmen seines spannenden Vortrages bei
der vergangenen Kartoffelstippe auf die diesbezüglichen Potenziale der Stadt
Dannenberg (Elbe) hingewiesen, die nur aufgegriffen werden müssten.
Um dem Rechnung zu tragen,
benötigt die Verwaltung aber Zeit und damit einhergehend Stellenanteile.
Insbesondere Museen
können in heutiger Zeit nicht mehr aus sich heraus mit einer über Jahre
gleichbleibenden Dauerausstellung bestehen.
Wie aus der Anlage
zu entnehmen ist, sind insbesondere die heimatkundlichen Museen stark davon
abhängig, dass der Museumsbesuch durch Sonderausstellungen,
Sonderveranstaltungen, gute Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik etc.
interessant gestaltet wird.
Eine ständige
Fortentwicklung ist notwendig um Besucherinnen und Besucher in die Häuser zu
locken. Das geschieht mit großem finanziellem Aufwand an allen großen Museen,
entsprechend heruntergebrochen auf unsere bescheidenen Möglichkeiten müssen
auch die kleinen Museen sich darum bemühen.
Neben der ständigen
konzeptionellen Weiterentwicklung muss die Organisation diverser Angebote für
alle relevanten Zielgruppen, vom Kindergarten bis zu Seniorinnen und Senioren,
notwendiger Bestandteil der Arbeit sein. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken
darf nicht unterschätzt werden.
Die Besucherzahlen
im Waldemarturm stagnieren auf relativ niedrigem Niveau. Um das Museum zu
beleben wäre ein größerer zeitlicher Einsatz notwendig um, nicht nur einmalig,
sondern kontinuierlich das Museum mit neuen Ideen zu beleben. Ansätze dafür
sind da. Museumspädagogische Programme sind erarbeitet, müssen aber auch
durchgeführt werden. Neue Projekte (siehe das vergangene Prochaska-Projekt)
erfordern einen hohen Zeitaufwand und konnten in der Vergangenheit nur durch
Freistellung von anderen Aufgaben (zum Beispiel Gremiendienst) durchgeführt
werden. Noch ist die Dauerausstellung in einem akzeptablen Zustand, muss aber
aktualisiert werden. Besucherfreundliche und ggf. interaktive Elemente können
mit der zur Verfügung stehenden Zeit nicht erarbeitet werden.
An eine Registrierung
als zertifiziertes Museum des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen, wie sie
das AZH und das Alte Zollhaus angestrebt haben, und die möglicherweise in
Zukunft über die Vergabe von Fördermitteln mit entscheidet, ist nicht zu
denken.
Es wird
daher vorgeschlagen, den momentan für diese Aufgaben bestehenden Stellenanteil
von 0,5 auf mind. 0,75 zu erhöhen. Da die Stelleninhaberin momentan eine ganze
Stelle besetzt, müsste sich der Stellenanteil für die Wahrnehmung der
Gremiendienstarbeit entsprechend reduzieren.
Durch die oben dargelegte
Verschiebung der Stellenanteile ist eine Neubewertung der Stelle erforderlich,
da die einzelnen Arbeitsvorgänge (Gremiendienst, Archivangelegenheiten und
Museumsangelegenheiten eine unterschiedliche Wertigkeit haben. So sind die
Tätigkeiten der Museumsangelegenheiten mit den Merkmalen „gründliche,
umfassende Fachkenntnisse“ und „besonders verantwortungsvolle Tätigkeit“
bewertet und damit dem ehemaligen gehobenen Dienst zugeordnet. Die Stelle mit
dem neuen Zuschnitt wäre mithin nach Entgeltgruppe 9 c (momentan 8) zu
bewerten.
Die finanziellen Auswirkungen
der oben genannten Maßnahmen stellen sich wie folgt dar:
Finanzielle Auswirkungen bisher:
Entgelt-gruppe |
Monatliches Brutto inkl. Soz.Vers.
und VBL |
Erstattung Samtgemeinde (50 %) |
Jahressonderzahlung |
Erstattung Jahressonderzahlung
durch SG (50 %) |
8, Stufe 5 |
Ca.4.018 Euro |
Ca. 2.009 Euro |
2.734,56 Euro |
1.367,28 Euro |
Eingruppierung neu :
Entgelt-gruppe |
Monatliches Brutto inkl. Soz.Vers.
und VBL |
Erstattung Samtgemeinde (25 %) |
Jahressonderzahlung |
Erstattung Jahressonderzahlung
durch SG (25 %) |
9 c Stufe 3 |
Ca. 4.551,40 Euro |
Ca. 1.137,85 Euro |
2.554,82 Euro |
638,70 Euro |
Kosten pro Jahr alt (Erstattungen durch Samtgemeinde bereits
abgezogen)
25.476,28 Euro
Kosten pro Jahr neu (Erstattungen durch Samtgemeinde bereits
abgezogen)
42.878,78 Euro
Differenz:
17.402,50 Euro
Beschlussvorschlag:
a.) Der
Stellenanteil für die Bearbeitung der Archiv- und Museumsangelegenheiten wird
von 0,5 auf 0,75 erhöht.
b.) Die
Höhergruppierung der gesamten Stelle (inkl. 25 % Stellenanteil für den
Gremiendienst) von Entgeltgruppe 8 auf Entgeltgruppe 9c wird festgestellt.