Sitzung: 08.03.2022 Rat der Gemeinde Göhrde
Beschluss: Geändert beschlossen
Abstimmung: Ja: 7, Enthaltungen: 1
Vorlage: 30/0074/2022
Sachverhalt:
Es liegt ein Antrag
auf Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 Km/h für den Bereich der Ortslage
Tollendorf vor, dieser war der Vorlage als Anlage I beigefügt.
Rh Scherlies
verliest diesen Antrag stellvertretend für den abwesenden Rh Mellmann.
Herr Trapp von der
Verwaltung erläutert nachfolgend die rechtlichen Vorgaben für
Geschwindigkeitsreduzierungen und die Voraussetzungen für die Errichtung einer
Tempo 30-Zone. Aus Sicht der Verwaltung werden die Vorgaben für beide Varianten
nicht ausreichend erfüllt. Es steht der Gemeinde Göhrde natürlich frei dennoch
einen Antrag zu stellen.
Rechtliche Vorgaben der
Straßenverkehrsordnung für Geschwindigkeitsreduzierungen
Hinsichtlich der
beantragten 30 km/h-Reduzierung sind die rechtlichen Vorgaben der
Straßenverkehrs-ordnung (StVO) zugrunde zu legen.
Wesentliches Ziel
der letzten Änderungen der StVO war der Abbau des Schilderwaldes. Hintergrund
sind
Expertenurteile, nach denen weniger verkehrsrechtliche Regelung vor Ort zu mehr
Beachtung und Akzeptanz der Regelungen, zu einer Stärkung von
eigenverantwortlichen Verkehrsverhalten und damit
zu einer
Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr führt.
Nach § 39 Abs. 1 StVO sind die
Verkehrsteilnehmer verpflichtet, die Verkehrsvorschriften eigen-verantwortlich
zu beachten und sich auf die unterschiedlichen Verkehrssituationen
einzustellen. Verkehrszeichen sollen diese allgemeinen Verkehrsvorschriften
sinnvoll ergänzen.
Die Ermächtigung der Verkehrsbehörden
zur Anordnung von Verkehrszeichen beschränkt sich ausschließlich auf die Abwehr von Gefahren oder Störungen für
Leib, Leben und Sachwerte im Straßenverkehr. Eine Verkehrsanordnung darf nicht auf allgemeinen Erwägungen der
Gefahrenabwehr beruhen, sondern muss durch die spezielle Verkehrssituation vor
Ort zwingend erforderlich sein.
Es muss eine das
allgemeine Risiko übersteigende Gefahrenlage gegeben sein.
Dabei sind die
örtlichen Gegebenheiten wie Ausbauzustand, Fahrbahnbreite, Verkehrsdichte,
Querungs-verkehr, Fußgänger, Fahrradfahrer, Steigungen, Kurven und
Unfallbelastung usw. zu berücksichtigen.
Verkehrsanordnungen
allein aufgrund von politischen Beschlüssen sind rechtswidrig.
Rechtliche Vorgaben für alle
Verkehrszeichen sind die §§ 39 Abs. 1 und 45 Abs. 9 Abs. 1 StVO.
Danach sind „Verkehrszeichen
nur dort anzuordnen, wo dies auf Grund der besonderen
Umstände
zwingend erforderlich ist“
(so viel wie nötig, so
wenig wie möglich).
Für den fließenden Verkehr gilt nach § 45 Abs. 9 Satz 3 zusätzlich eine
verschärfte Vorgabe. Danach
„dürfen Beschränkungen des fließenden Verkehrs nur angeordnet werden,
wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage bestehen,
die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung erheblich übersteigt“.
Aufgrund dieser rechtlichen Vorgaben sollen Geschwindigkeitsbeschränkungen nur dort angeordnet werden, wo
Verkehrsbeobachtungen oder Unfalluntersuchungen ergeben haben, dass häufig
geschwindigkeitsbedingte Unfälle oder Gefährdungen aufgetreten sind und auf
einer bestimmten Strecke eine Verminderung der Geschwindigkeit daher zwingend
geboten ist. Das kann z.B. auf Strecken sein,
auf denen Fußgänger
oder Radfahrer angefahren oder häufiger gefährdet worden sind.
Nach den
Verwaltungsvorschriften zu §§ 39 und 45 StVO ist nach dem Grundsatz zu verfahren,
so
wenig
Verkehrszeichen wie möglich anzuordnen und gegebenenfalls zu prüfen, ob eine Verbesserung
der Situation vorrangig durch verkehrstechnische oder bauliche Maßnahmen
erreicht werden kann.
Errichtung einer Tempo 30-Zone
Rechtliche Grundlage §45 Abs (1c) 1. Die
Straßenverkehrsbehörden ordnen ferner innerhalb geschlossener Ortschaften,
insbesondere in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und
Fahrradverkehrsdichte sowie hohem Querungsbedarf, Tempo 30-Zonen im
Einvernehmen mit der Gemeinde an. 2. Die Zonen-Anordnung darf sich weder auf
Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) noch auf
weitere Vorfahrtstraßen (Zeichen 306) erstrecken. 3. Sie darf nur Straßen ohne
Lichtzeichen geregelte Kreuzungen oder Einmündungen, Fahrstreifenbegrenzungen
(Zeichen 295), Leitlinien (Zeichen 340) und benutzungspflichtige Radwege (Zeichen 237, 240, 241 oder Zeichen 295 in Verbindung mit Zeichen 237) umfassen. 4.An Kreuzungen und Einmündungen
innerhalb der Zone muss grundsätzlich die Vorfahrtregel nach § 8
Absatz 1 Satz 1 ("rechts vor links") gelten. 5. Abweichend von Satz 3
bleiben vor dem 1. November 2000 angeordnete Tempo 30-Zonen mit
Lichtzeichenanlagen zum Schutz der Fußgänger zulässig.
Für jede Verkehrsanordnung ist die Stellungnahme der Polizei als
Verkehrsfachbehörde einzuholen.
Die Polizei hat ihre Stellungnahme im Rahmen der vorgenannten Rechtslage
abzugeben.
Die Anwesenden diskutieren das Für und Wider der einzurichtenden Zonen und Reduzierung auf Tempo 30 über die gesamte Ortslage.
Die Einrichtung von „rechts vor links“ in Tollendorf wird kritisch gesehen, dies brächte eine 30er-Zone mit sich.
Rh Scherlies bittet um eine Sitzungsunterbrechung um die anwesenden Einwohnerinnen und Einwohner zu Wort kommen zu lassen, dieser Antrag wird bei 4 Ja und 4 Nein-Stimmen abgelehnt.
Rh Scherlies beantragt die Einrichtung einer 30 km/h-Zone für die Ortslage Tollendorf.
Dieser Antrag wird mit 2 Ja, 5 Nein und 1 Enthaltung abgelehnt.
Rh Fürch beantragt die Geschwindigkeitsbeschränkung für die gesamte Ortslage Tollendorf anzuordnen.
Der Rat der Gemeinde Göhrde fasst folgenden
Beschluss:
Es wird die
Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 Km/h für den Bereich der kompletten
Ortslage Tollendorf beantragt. (Antrag Rh Fürch)