Sitzung: 02.03.2022 Ausschuss für Stadtentwicklung, Soziales und Kultur des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe)
Beschluss: Einstimmig empfohlen
Abstimmung: Ja: 8
Vorlage: 14/0067/2022
Sachverhalt:
Archivarin
Götting-Nilius erläutert:
Das von der Stadt
Dannenberg (Elbe) beauftragte Grobkonzept für die Weiterentwicklung der
Dauerausstellungen im Museum im Waldemarturm liegt vor.
Eine Umsetzung in 3
Bausteinen wird vorgeschlagen.
Aufgrund des
bevorstehenden Jubiläumsjahres rund um die Gefangenschaft des Dänenkönigs
Waldemar II. in Dannenberg in den Jahren 1223 -25 möchte die Verwaltung als
ersten Baustein die Gestaltung des Waldemarraumes zum Jahr 2023 umsetzen.
Für den besonderen
Anlass soll eine Sonderausstellung kreiert werden, die anschließend in
wesentlichen Teilen als Dauerausstellung im Waldemarzimmer verbleibt und der
Bedeutung dieser Episode Rechnung trägt.
Zusätzlich werden
Rahmenveranstaltungen, wie z.B. ein Fachvortrag, oder ein „Dänemark-Markttag“,
geplant.
Darüber hinaus soll
als zweiter Schritt mit der Planung für die Neugestaltung der unteren beiden
Ausstellungsebenen zur Stadtgeschichte begonnen werden.
Dies ist unabhängig
von der für 2024 geplanten Dachsanierung zu realisieren.
Im Haushalt 2022
steht für die Gesamtmaßnahme ein Haushaltsrest in Höhe von 156.735,00 € zur
Verfügung.
Archivarin
Götting-Nilius entschuldigt Frau Dr. Bollmann. Eine Diagnose hat es ihr
unmöglich gemacht, an der Sitzung teilzunehmen.
Archivarin
Götting-Nilius erläutert in den Grundzügen das Grobkonzept zur Neugestaltung
des Museums im Waldemarturm. Dieses ist in verkürzter Form in einer
Präsentation diesem Protokoll als Anlage 1 beigefügt.
Das Museum im
Waldemarturm befindet sich in dem letzten noch erhaltenen Gebäudeteil des
ehemaligen Schlosses in Dannenberg. 1955 wurde der Turm als Museum
eingerichtet. Das Museum befindet sich in der Trägerschaft der Stadt Dannenberg
(Elbe). Die Stadt Dannenberg ist in der Pflicht, das Dach des Waldemarturmes zu
sanieren. Ein gravierender Ausbaufehler hat dazu geführt, dass Wasser durch das
Dach eintritt. Die Firma kann dafür nicht mehr haftbar gemacht werden.
Archivarin
Götting-Nilius erläutert, dass das Entwicklungskonzept neben dem inhaltlichen
Grobkonzept für die Ausstellung Anforderungen an den zukünftigen Museumsbetrieb
stellt. Die Basis für das Ausstellungskonzept bilden eine Zieldefinition und
das zukünftige Profil des Museums sowie die Analyse und Bewertung der
inhaltlichen Potenziale. Das Betriebskonzept definiert die zukünftigen Aufgaben
des Hauses und bewertet die Personal- und Finanzsituation.
Frau Dr. Bollmann
hat sich zunächst mit der Datengrundlage und dem Vorgehen in ihrem Gutachten
befasst, die vorhandene Situation erläutert und die aktuelle Ausstellung
untersucht. Daneben ist die Barrierefreiheit für Personen mit eingeschränkter
Mobilität ein Thema. Besucherinnen und Besucher, die in der Mobilität
eingeschränkt sind, werden den Waldemarturm nicht besuchen können. Auf den
Besuch von seh- oder hörgeschädigten Menschen oder Menschen mit
Beeinträchtigungen sollte das Museum jedoch eingerichtet werden.
In ihrem Gutachten
hat Frau Dr. Bollmann auch die Sammlungen bewertet, die sich im Waldemarturm
befinden. Die Sammlungen zeigten das typische Spektrum eines heimatkundlichen
Wissens.
In der Zielsetzung
erläutert Frau Dr. Bollmann, dass sich das Museum als ein
klassisch-historisches Museum im Sinne des Spezialmuseums für Geschichte
versteht. Frau Dr. Bollmann sieht große Potenziale in Dannenberg hinsichtlich
eines historischen Museums. Sie hat eine Vision für das Museum entwickelt, in
der Ziel ist, die Geschichte des Ortes einst und jetzt möglichst lebendig
darzustellen und zu vermitteln. Damit könnte sich im Zusammenwirken mit dem
Archiv das Museum zu einem Forum für „Dannenberg in Geschichte, Gegenwart und
Zukunft“ entwickeln.
Bei der Einordnung
in die Museumslandschaft und der Frequenz hinsichtlich der Besucherströme
spricht Frau Dr. Bollmann von einer 60-minütigen Fahrzeit mit dem Auto, um den
Waldemarturm zu erreichen.
Die Zielgruppen,
die erreicht werden müssen, sind
- Schulklassen
- Kindertagesstätten
- Einzel-
und Gruppenbesucherinnen und -besucher aus der Region
- Urlauberinnen
und Urlauber sowie Tagestouristinnen und Tagestouristen.
Die Neukonzeption
der Dauerausstellung ist schwerpunktmäßig untersucht worden. Dabei sind
zunächst
·
Anforderungen
an die Neugestaltung
·
inhaltliche
Schwerpunkte
·
inhaltliche
und räumliche Gliederungen
·
Leitideen
zur Gestaltung
·
barrierearme
Gestaltung
·
detaillierte
Gliederung der Themen- und Raumkonzepte
·
zusätzlichen
Raumbedarf
·
museumspädagogische
Anbindung
dargestellt worden.
Da die personellen
Kapazitäten des Museums sehr begrenzt sind, ist es wichtig, die
Vermittlungsmedien möglichst selbsterklärend und interaktiv zu gestalten, um
die Neugier der Betrachterinnen und Betrachter zu wecken.
Aus der Geschichte
der Stadt, dem Standort des Museums und seinen Beständen sowie den aktuellen
Schwerpunkten in der Dauerausstellung, ergeben sich für die Neugestaltung 3 zentrale,
inhaltliche Schwerpunkte
- die
Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis heute unter dem Aspekt, was den
Ort früher ausgemacht hat und was ihn heute kennzeichnet
- die
Bau- und Nutzungsgeschichte von Turm, Burg und Schloss einschließlich der
Geschichte der Inhaftierung König Waldemars II von Dänemark
- die
besondere Bedeutung von Hochwasser und Trockenheit für Dannenberg unter
Berücksichtigung der aktuellen Diskussion zum Klimawandel.
Die inhaltliche und
räumliche Gliederung der gesamten Ausstellung ist durch die
Hochwasser-ausstellung in den beiden oberen Geschossen und durch den
Waldemarraum im 3. Obergeschoß vorgegeben. Mit
- einer
Bau- und Nutzungsgeschichte von Turm, Burg und Schloss im 1. Obergeschoß
- der
Entwicklungsgeschichte der Stadt im 2. Obergeschoß
- der
Bedeutung des Waldemarraumes im 3. Obergeschoß
- den
Themen Hochwasser und Trockenheit im 4. und 5. Obergeschoß und
- dem
Blick über Stadt und Region mit interaktiven Angeboten zur
Stadtentwicklung im Dachgeschoß
soll die räumliche
Gliederung abgeschlossen werden.
Des Weiteren hat
Frau Dr. Bollmann einen Schwerpunkt auf Augmented Reality gelegt. Unter
Augmented Reality (AR) versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
In der Regel geht es dabei um die visuelle Darstellung von Informationen, d.h.
um die Ergänzung von Exponaten oder Räumen mit computergestützten
Zusatzinformationen in Form von Texten, Bildern, Videos oder virtuellen
Objekten mittels Einblendung oder Überlagerung.
Ein weiterer
Schwerpunkt soll die barrierearme Gestaltung mit
·
leicht
verständlicher Wegeführung
·
Kennzeichnung
von Treppenstufen
·
Audio-Führung
mit Beschreibung
·
geschriebenen
Texten in leichter Sprache
·
Neugestaltung
der Texttafeln
·
mehr
Kontrasten in der Präsentation
·
der
Verbesserung der Beleuchtung
·
der
Darstellung der Unterstützungsangebote
werden. Das
Gutachten sieht eine detaillierte Gliederung der Themen- und Raumkonzepte vor
und wählt Detailthemen aus.
Des Weiteren sind
- der
zusätzliche Raumbedarf
- die
museumspädagogische Anbindung
- die
Kooperation des Museums
- die
Kooperation in der Vermittlung
- die
Kooperation zum Thema Barrierearmut
- die
Kooperation in der Außendarstellung
untersucht worden.
Susanne
Götting-Nilius erläutert, dass Frau Dr. Bollmann die Initiierung eines
Museumsförder-vereines vorschlägt. Das Gutachten setzt auf Anforderungen an den
Museumsbetrieb. Hierzu ist ein entsprechendes Personalkonzept erarbeitet
worden.
Hauptamtliche und
ehrenamtliche Aufgaben werden strikt getrennt.
Als zentrales
Kommunikationsinstrument für die Vermarktung des Museums im Waldemarturm ist
eine eigene Website erforderlich.
Zum Abschluss ihres
Vortrages weist die Archivarin Götting-Nilius auf die geschätzten
Investitionskosten hin.
Augmented Reality-Anforderungen 235.000,00
€
Vitrinen 65.000,00
€
Grafische Arbeiten, Texttafeln 20.000,00
€
Honorar der Gestalterinnen 160.000,00
€
Gesamtetat 480.000,00 €
Für die inhaltliche Vorbereitung und Umsetzung der Neugestaltung der
Dauerausstellung benötigt die Museumsleiterin Unterstützung, so die Aussage im
Gutachten von Frau Dr. Bollmann. Denkbar ist der Einsatz einer Honorarkraft,
die der Museumsleiterin zuarbeitet. Hierfür sollte eine Honorarpauschale von
ca. 18.000,00 € bereitgestellt werden.
Fachbereichsleiter Matthias Rhode skizziert die von Frau Dr. Bollmann
erwähnten Ausgaben für eine personelle Struktur. Auch diese ist dem Protokoll
in einer Präsentation als Anlage 2 beigefügt.
Im Anschluss entwickelt sich eine Diskussion, in der zunächst Rh
Brüggemann die Vorwegnahme der Sonder- und Dauerausstellung der
Waldemargeschichte im Waldemarturm begrüßt.
Diese Aussage stützt auch Rh Dabrowski.
Stellv. AV Krull verweist auf die Schäden im Dach, die zusätzlich zu den
ermittelten Kosten für die Neugestaltung der Ausstellung von 500.000,00 € einen
weiteren Betrag von 1.000.000,00 € ausmachen werden. Hinsichtlich der
derzeitigen Besucherzahlen zwischen 1.500 und 2.000 jährlich und dem
Eintrittsentgelt von 2,00 € bzw. 1,00 € steht stellv. AV Krull der Maßnahme
zunächst nur eingeschränkt befürwortend gegenüber. Er beschreibt den Radius von
60 km, der als Einzugsgebiet angesehen wird, als äußerst schwierig zu
erreichen. Fördermittel müssen für eine solche Maßnahme in erhöhtem Maß
generiert werden, wenn an eine Umsetzung gedacht werden soll.
Stellv. StDir Beitz erläutert, dass der Waldemarturm ein Baudenkmal
nationaler Bedeutung ist und prägend für die Region. Natürlich hat die
Verwaltung bei weiterer Betrachtung der im Gutachten aufgezeigten Möglichkeiten
Fördermittel in Entscheidungen eingefasst. Eine Weiterverfolgung der Ideen kann
nur unter der Beachtung der finanziellen Möglichkeiten der Stadt erfolgen. Ein
Auftrag für weitergehende Projektionen wird nur dann erteilt werden können,
wenn die Finanzen der Stadt es hergeben. Dennoch sollte sich die Kommune alle
Möglichkeiten offenhalten. Ein erster Schritt auf den Weg wäre die im
Beschlussvorschlag vorgesehene Vorgehensweise.
Rf Rohwedder bezeichnet den Waldemarturm als Wahrzeichen der Stadt. Auch
sie ist davon überzeugt, dass zunächst eine Dachsanierung ins Auge gefasst
werden muss, bevor an eine neue Konzeption für die Ausstellung gedacht wird.
Sie befürwortet, dass für die Gesamtmaßnahme zunächst die Neugestaltung einer
Sonder- und Dauerausstellung der Waldemargeschichte im Waldemarturm projiziert
werden soll. Die weitere Fördermittelakquise ist abzuwarten. Ebenfalls auch die
Entwicklung der späteren Haushaltssituation.
Rh Dr. Praetsch begrüßt die Idee zur Neugestaltung der Sonder- und Dauerausstellung
der Waldemargeschichte.
Auch Rh Block schließt sich dieser Lösung an und bittet im zweiten
Schritt, die Verwaltung nach Möglichkeiten der finanziellen Einwerbung Ausschau
zu halten.
Nach Abschluss der Diskussion empfiehlt der Ausschuss für Stadtentwicklung, Soziales und Kultur des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe) folgenden
Beschluss:
Aus den für die
Gesamtmaßnahme Neugestaltung Waldemarturm eingestellten Haushaltsmittel werden
30.000,- € für die Neugestaltung einer Sonder- und Dauerausstellung der
Waldemargeschichte im Waldemarturm bereitgestellt.
Die Gestaltung wird
ausgeschrieben und an ein Gestaltungsbüro vergeben.
Auf der Grundlage der verbleibenden Mittel wird zur weiteren Umsetzung des
Gesamtkonzeptes mit der Planung für die beiden unteren Ausstellungsebenen
begonnen.
2.000,- € werden
für die Planung weiterer Veranstaltungen im Haushalt bereitgestellt.