Beschluss: Einstimmig empfohlen

Abstimmung: Ja: 8

Sachverhalt:

Archivarin Götting-Nilius erläutert:

 

Das von der Stadt Dannenberg (Elbe) beauftragte Grobkonzept für die Weiterentwicklung der Dauerausstellungen im Museum im Waldemarturm liegt vor.

Eine Umsetzung in 3 Bausteinen wird vorgeschlagen.

Aufgrund des bevorstehenden Jubiläumsjahres rund um die Gefangenschaft des Dänenkönigs Waldemar II. in Dannenberg in den Jahren 1223 -25 möchte die Verwaltung als ersten Baustein die Gestaltung des Waldemarraumes zum Jahr 2023 umsetzen.

Für den besonderen Anlass soll eine Sonderausstellung kreiert werden, die anschließend in wesentlichen Teilen als Dauerausstellung im Waldemarzimmer verbleibt und der Bedeutung dieser Episode Rechnung trägt.

Zusätzlich werden Rahmenveranstaltungen, wie z.B. ein Fachvortrag, oder ein „Dänemark-Markttag“, geplant.

Darüber hinaus soll als zweiter Schritt mit der Planung für die Neugestaltung der unteren beiden Ausstellungsebenen zur Stadtgeschichte begonnen werden.

Dies ist unabhängig von der für 2024 geplanten Dachsanierung zu realisieren.

Im Haushalt 2022 steht für die Gesamtmaßnahme ein Haushaltsrest in Höhe von 156.735,00 € zur Verfügung.

 

Archivarin Götting-Nilius entschuldigt Frau Dr. Bollmann. Eine Diagnose hat es ihr unmöglich gemacht, an der Sitzung teilzunehmen.

Archivarin Götting-Nilius erläutert in den Grundzügen das Grobkonzept zur Neugestaltung des Museums im Waldemarturm. Dieses ist in verkürzter Form in einer Präsentation diesem Protokoll als Anlage 1 beigefügt.

 

Das Museum im Waldemarturm befindet sich in dem letzten noch erhaltenen Gebäudeteil des ehemaligen Schlosses in Dannenberg. 1955 wurde der Turm als Museum eingerichtet. Das Museum befindet sich in der Trägerschaft der Stadt Dannenberg (Elbe). Die Stadt Dannenberg ist in der Pflicht, das Dach des Waldemarturmes zu sanieren. Ein gravierender Ausbaufehler hat dazu geführt, dass Wasser durch das Dach eintritt. Die Firma kann dafür nicht mehr haftbar gemacht werden.

 

Archivarin Götting-Nilius erläutert, dass das Entwicklungskonzept neben dem inhaltlichen Grobkonzept für die Ausstellung Anforderungen an den zukünftigen Museumsbetrieb stellt. Die Basis für das Ausstellungskonzept bilden eine Zieldefinition und das zukünftige Profil des Museums sowie die Analyse und Bewertung der inhaltlichen Potenziale. Das Betriebskonzept definiert die zukünftigen Aufgaben des Hauses und bewertet die Personal- und Finanzsituation.

Frau Dr. Bollmann hat sich zunächst mit der Datengrundlage und dem Vorgehen in ihrem Gutachten befasst, die vorhandene Situation erläutert und die aktuelle Ausstellung untersucht. Daneben ist die Barrierefreiheit für Personen mit eingeschränkter Mobilität ein Thema. Besucherinnen und Besucher, die in der Mobilität eingeschränkt sind, werden den Waldemarturm nicht besuchen können. Auf den Besuch von seh- oder hörgeschädigten Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen sollte das Museum jedoch eingerichtet werden.

 

In ihrem Gutachten hat Frau Dr. Bollmann auch die Sammlungen bewertet, die sich im Waldemarturm befinden. Die Sammlungen zeigten das typische Spektrum eines heimatkundlichen Wissens.

 

In der Zielsetzung erläutert Frau Dr. Bollmann, dass sich das Museum als ein klassisch-historisches Museum im Sinne des Spezialmuseums für Geschichte versteht. Frau Dr. Bollmann sieht große Potenziale in Dannenberg hinsichtlich eines historischen Museums. Sie hat eine Vision für das Museum entwickelt, in der Ziel ist, die Geschichte des Ortes einst und jetzt möglichst lebendig darzustellen und zu vermitteln. Damit könnte sich im Zusammenwirken mit dem Archiv das Museum zu einem Forum für „Dannenberg in Geschichte, Gegenwart und Zukunft“ entwickeln.

 

Bei der Einordnung in die Museumslandschaft und der Frequenz hinsichtlich der Besucherströme spricht Frau Dr. Bollmann von einer 60-minütigen Fahrzeit mit dem Auto, um den Waldemarturm zu erreichen.

 

Die Zielgruppen, die erreicht werden müssen, sind

 

  • Schulklassen
  • Kindertagesstätten
  • Einzel- und Gruppenbesucherinnen und -besucher aus der Region
  • Urlauberinnen und Urlauber sowie Tagestouristinnen und Tagestouristen.

 

Die Neukonzeption der Dauerausstellung ist schwerpunktmäßig untersucht worden. Dabei sind zunächst

 

·         Anforderungen an die Neugestaltung

·         inhaltliche Schwerpunkte

·         inhaltliche und räumliche Gliederungen

·         Leitideen zur Gestaltung

·         barrierearme Gestaltung

·         detaillierte Gliederung der Themen- und Raumkonzepte

·         zusätzlichen Raumbedarf

·         museumspädagogische Anbindung

 

dargestellt worden.

 

Da die personellen Kapazitäten des Museums sehr begrenzt sind, ist es wichtig, die Vermittlungsmedien möglichst selbsterklärend und interaktiv zu gestalten, um die Neugier der Betrachterinnen und Betrachter zu wecken.

 

Aus der Geschichte der Stadt, dem Standort des Museums und seinen Beständen sowie den aktuellen Schwerpunkten in der Dauerausstellung, ergeben sich für die Neugestaltung 3 zentrale, inhaltliche Schwerpunkte

 

  • die Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis heute unter dem Aspekt, was den Ort früher ausgemacht hat und was ihn heute kennzeichnet
  • die Bau- und Nutzungsgeschichte von Turm, Burg und Schloss einschließlich der Geschichte der Inhaftierung König Waldemars II von Dänemark
  • die besondere Bedeutung von Hochwasser und Trockenheit für Dannenberg unter Berücksichtigung der aktuellen Diskussion zum Klimawandel.

 

Die inhaltliche und räumliche Gliederung der gesamten Ausstellung ist durch die Hochwasser-ausstellung in den beiden oberen Geschossen und durch den Waldemarraum im 3. Obergeschoß vorgegeben. Mit

 

  • einer Bau- und Nutzungsgeschichte von Turm, Burg und Schloss im 1. Obergeschoß
  • der Entwicklungsgeschichte der Stadt im 2. Obergeschoß
  • der Bedeutung des Waldemarraumes im 3. Obergeschoß
  • den Themen Hochwasser und Trockenheit im 4. und 5. Obergeschoß und
  • dem Blick über Stadt und Region mit interaktiven Angeboten zur Stadtentwicklung im Dachgeschoß

 

soll die räumliche Gliederung abgeschlossen werden.

 

Des Weiteren hat Frau Dr. Bollmann einen Schwerpunkt auf Augmented Reality gelegt. Unter Augmented Reality (AR) versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. In der Regel geht es dabei um die visuelle Darstellung von Informationen, d.h. um die Ergänzung von Exponaten oder Räumen mit computergestützten Zusatzinformationen in Form von Texten, Bildern, Videos oder virtuellen Objekten mittels Einblendung oder Überlagerung.

 

Ein weiterer Schwerpunkt soll die barrierearme Gestaltung mit

 

·         leicht verständlicher Wegeführung

·         Kennzeichnung von Treppenstufen

·         Audio-Führung mit Beschreibung

·         geschriebenen Texten in leichter Sprache

·         Neugestaltung der Texttafeln

·         mehr Kontrasten in der Präsentation

·         der Verbesserung der Beleuchtung

·         der Darstellung der Unterstützungsangebote

 

werden. Das Gutachten sieht eine detaillierte Gliederung der Themen- und Raumkonzepte vor und wählt Detailthemen aus.

 

Des Weiteren sind

 

  • der zusätzliche Raumbedarf
  • die museumspädagogische Anbindung
  • die Kooperation des Museums
  • die Kooperation in der Vermittlung
  • die Kooperation zum Thema Barrierearmut
  • die Kooperation in der Außendarstellung

 

untersucht worden.

 

Susanne Götting-Nilius erläutert, dass Frau Dr. Bollmann die Initiierung eines Museumsförder-vereines vorschlägt. Das Gutachten setzt auf Anforderungen an den Museumsbetrieb. Hierzu ist ein entsprechendes Personalkonzept erarbeitet worden.

 

Hauptamtliche und ehrenamtliche Aufgaben werden strikt getrennt.

Als zentrales Kommunikationsinstrument für die Vermarktung des Museums im Waldemarturm ist eine eigene Website erforderlich.

Zum Abschluss ihres Vortrages weist die Archivarin Götting-Nilius auf die geschätzten Investitionskosten hin.

 

 

Augmented Reality-Anforderungen                                                     235.000,00 €

Vitrinen                                                                                                              65.000,00 €

Grafische Arbeiten, Texttafeln                                                                  20.000,00 €

Honorar der Gestalterinnen                                                                    160.000,00 €

Gesamtetat                                                                                                    480.000,00 €

 

Für die inhaltliche Vorbereitung und Umsetzung der Neugestaltung der Dauerausstellung benötigt die Museumsleiterin Unterstützung, so die Aussage im Gutachten von Frau Dr. Bollmann. Denkbar ist der Einsatz einer Honorarkraft, die der Museumsleiterin zuarbeitet. Hierfür sollte eine Honorarpauschale von ca. 18.000,00 € bereitgestellt werden.

 

Fachbereichsleiter Matthias Rhode skizziert die von Frau Dr. Bollmann erwähnten Ausgaben für eine personelle Struktur. Auch diese ist dem Protokoll in einer Präsentation als Anlage 2 beigefügt.

 

Im Anschluss entwickelt sich eine Diskussion, in der zunächst Rh Brüggemann die Vorwegnahme der Sonder- und Dauerausstellung der Waldemargeschichte im Waldemarturm begrüßt.

Diese Aussage stützt auch Rh Dabrowski.


Stellv. AV Krull verweist auf die Schäden im Dach, die zusätzlich zu den ermittelten Kosten für die Neugestaltung der Ausstellung von 500.000,00 € einen weiteren Betrag von 1.000.000,00 € ausmachen werden. Hinsichtlich der derzeitigen Besucherzahlen zwischen 1.500 und 2.000 jährlich und dem Eintrittsentgelt von 2,00 € bzw. 1,00 € steht stellv. AV Krull der Maßnahme zunächst nur eingeschränkt befürwortend gegenüber. Er beschreibt den Radius von 60 km, der als Einzugsgebiet angesehen wird, als äußerst schwierig zu erreichen. Fördermittel müssen für eine solche Maßnahme in erhöhtem Maß generiert werden, wenn an eine Umsetzung gedacht werden soll.

 

Stellv. StDir Beitz erläutert, dass der Waldemarturm ein Baudenkmal nationaler Bedeutung ist und prägend für die Region. Natürlich hat die Verwaltung bei weiterer Betrachtung der im Gutachten aufgezeigten Möglichkeiten Fördermittel in Entscheidungen eingefasst. Eine Weiterverfolgung der Ideen kann nur unter der Beachtung der finanziellen Möglichkeiten der Stadt erfolgen. Ein Auftrag für weitergehende Projektionen wird nur dann erteilt werden können, wenn die Finanzen der Stadt es hergeben. Dennoch sollte sich die Kommune alle Möglichkeiten offenhalten. Ein erster Schritt auf den Weg wäre die im Beschlussvorschlag vorgesehene Vorgehensweise.

 

Rf Rohwedder bezeichnet den Waldemarturm als Wahrzeichen der Stadt. Auch sie ist davon überzeugt, dass zunächst eine Dachsanierung ins Auge gefasst werden muss, bevor an eine neue Konzeption für die Ausstellung gedacht wird. Sie befürwortet, dass für die Gesamtmaßnahme zunächst die Neugestaltung einer Sonder- und Dauerausstellung der Waldemargeschichte im Waldemarturm projiziert werden soll. Die weitere Fördermittelakquise ist abzuwarten. Ebenfalls auch die Entwicklung der späteren Haushaltssituation.

 

Rh Dr. Praetsch begrüßt die Idee zur Neugestaltung der Sonder- und Dauerausstellung der Waldemargeschichte.

Auch Rh Block schließt sich dieser Lösung an und bittet im zweiten Schritt, die Verwaltung nach Möglichkeiten der finanziellen Einwerbung Ausschau zu halten.

 

Nach Abschluss der Diskussion empfiehlt der Ausschuss für Stadtentwicklung, Soziales und Kultur des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe) folgenden


Beschluss:

Aus den für die Gesamtmaßnahme Neugestaltung Waldemarturm eingestellten Haushaltsmittel werden 30.000,- € für die Neugestaltung einer Sonder- und Dauerausstellung der Waldemargeschichte im Waldemarturm bereitgestellt.

Die Gestaltung wird ausgeschrieben und an ein Gestaltungsbüro vergeben.
Auf der Grundlage der verbleibenden Mittel wird zur weiteren Umsetzung des Gesamtkonzeptes mit der Planung für die beiden unteren Ausstellungsebenen begonnen.

2.000,- € werden für die Planung weiterer Veranstaltungen im Haushalt bereitgestellt.