Sitzung: 23.11.2021 Rat der Gemeinde Gusborn
Beschluss: Einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 11
Vorlage: 30/0601/2021
Sachverhalt:
Rh Struck hat in
der Sitzung des Rates der Gemeinde Gusborn (Gus/X/24) vom 10.06.2021 unter TOP
13.3 einen Antrag gestellt; dieser Antrag lag der Vorlage als Anlage bei.
Stellungnahme der Verwaltung:
Die Gemeinde Gusborn unterhält in ihren Ortsteilen ca. 265 Lichtpunkte.
Es handelt es sich um technische Leuchten (Kofferleuchten in unterschiedlichen
Ausführungen; entsprechend dem Anforderungsprofil der örtlichen Gegebenheiten),
des Weiteren um sog. Schmuckleuchten aus Zeiten der Dorferneuerung, und auch
„Ufos“ erfüllen in „Gusneitz“ nach wie vor ihren Dienst.
Seit 2011 steht das Thema Straßenbeleuchtung wiederholt im
Fokus der Gemeinde. Damals gab es Überlegungen die Straßenbeleuchtungsanlage
auf energieeffiziente LED-Leuchtenköpfe umzurüsten. Eine seinerzeit angefragte
Bestandsdatenerhebung (damaliger Kostenrahmen rd. 16.000 €) wurde nicht
beauftragt, da sich die Gemeinde letztendlich in Eigenregie auf die
kostengünstige Variante „Umrüstung auf Energiesparleuchtmittel“ verständigte.
Bei der Umrüstung der Leuchtmittel im Jahr 2012 hat sich die Gemeinde Gusborn
optisch an der früheren Lichtleistung orientiert. Die Straßenbeleuchtung wird
aktuell mit LED-Leuchtmitteln mit 5.000 bzw. 6.000 Kelvin betrieben. Diese
Umrüstvariante führte zu einer erheblichen Reduzierung des Stromverbrauchs.
Bei einer Umstellung auf insektenfreundliche Beleuchtung ist zu bedenken, dass der bloße Tausch der Leuchtmittel nicht zielführend ist. Entsprechend angebotene Leuchtmittel mit 1.800 bzw. 2.200 Kelvin werden für den Einsatz im Innenbereich hergestellt und sind nicht für die Verwendung in der Straßenbeleuchtung produziert. Des Weiteren haben die Leuchtmittel einen Abstrahlwinkel von 360 Grad, was für den Einsatz in den vielfach in der Gemeinde Gusborn in Betrieb befindlichen Kofferleuchten nicht effizient ist. Die Lichtfarbe ist bei 1.800 bzw. 2.200 Kelvin „amber /bernsteinfarben“ und mit den „gelben“ Leuchten an Fußgängerüberwegen vergleichbar. Die Lichtausbeute bleibt weit hinter der jetzigen Lichtsituation mit weißem Licht (5.000 bzw. 6.000 Kelvin) zurück.
Warme Lichtfarben mit einer Farbtemperatur von „amber
/bernsteinfarben“ (kleiner als 2.000 Kelvin) bis „warmweiß“ (max. 3.000 Kelvin)
ziehen Insekten deutlich weniger an als helle, kühle Lichtfarben mit hohem
Blauanteil. Allerdings sind veraltete Leuchtenköpfe oftmals weiterhin eine
tödliche Falle, da Insekten in die undichten Lampengehäuse gelangen und dort
verenden. LED-Leuchten, die ein warmweißes Licht abgeben, ein vollständig
gekapseltes Lampengehäuse haben (nach oben abgeschirmt sind) und nicht wie
Kugelleuchten ringsherum leuchten, sind insektenfreundlicher. Diese
Anforderungen können jedoch nur neue Leuchtenköpfe erfüllen.
Bei insektenfreundlichen Leuchten handelt es sich nicht um ein Standartprodukt,
was zur Folge hat, dass nicht jedes Leuchtenmodell in entsprechender Ausführung
zu haben ist und sich dieses auch im Preis der Leuchten wiederspiegelt. Der
Preis variiert je nach Modell und Ausführung. Das LED-Leuchtenmodell, welches
mit der Lichtfarbe 5.000 Kelvin an den Bushaltestellen in Klein Gusborn, Gr.
Gusborn sowie in Quickborn betreiben wird ist nicht mehr im Portfolio des
Herstellers, sodass sich bei zukünftigen Maßnahmen für ein anderes Modell
entschieden werden muss.
Als Grundvoraussetzung für weitere Schritte ist eine detaillierte Datenaufnahme des Leuchtenbestandes erforderlich. Erst auf Grundlage entsprechender Bestandsdaten kann ein zielführendes Sanierungskonzept, unter Berücksichtigung der individuellen Situation vor Ort, erstellt werden.
Die Straßenbeleuchtung ist über Jahrzehnte gewachsen. Sie stellt in vielen Bereichen lediglich eine Orientierung dar. Bei den weiteren Überlegungen ist zu bedenken, dass dem Sicherheitsempfinden der Einwohnerinnen und Einwohner Rechnung zu tragen ist. Mit der Umstellung auf insektenfreundliche Beleuchtung würde es dunkler werden und das Sicherheitsempfinden leiden. Die Straßenbeleuchtung der Gemeinde Gusborn wird mit Ausnahme der Kreuzungsbereiche nicht Ganznacht betrieben. Die Natur kann die Brennzeitunterbrechung von 0:00 bis 6:00 Uhr ohne Lichtverschmutzung für sich nutzen. In den Sommermonaten, in denen Insekten besonders aktiv sind, schaltet die Straßenbeleuchtung aufgrund der langen Helligkeit nur sehr wenig ein. Dieses sollte bei der weiteren Vorgehensweise bedacht werden.
Rh Struck teilt
mit, dass er mit der vorliegenden Vorlage nicht zufrieden ist, die
Informationen sind ihm persönlich zu dünn. Er hätte sich bereits alle
Einzelheiten zu den einzelnen Punkten gewünscht, da sein Antrag seit Frühling
2021 bereits bekannt war.
Er würde sich also
wünschen, dass die Einzelheiten bis zur nächsten Sitzung geklärt und vorgelegt
werden.
Bgm Ringel macht
deutlich, dass die Samtgemeindeverwaltung diese Feinauswertung nicht leisten
kann, es handelt sich um ungefähr 265 Lichtpunkte mit verschiedenen
Leuchtkörpern und mit einem stumpfen Austausch der Lampen ist es nicht getan.
Es müsste ein
regelrechtes Beleuchtungskonzept mit neuen Laternen, neuen Gehäuse, neuen Fassungen
und neuen Lampen her, ein solches Konzept müsste aber von einer Fachfirma
erstellt werden.
Rh Struck weist
darauf hin, dass es in der Gemeinde Göhrde auch umgesetzt wurde, die
Ratsmitglieder sollten sich dort die Beleuchtung einmal anschauen.
Stellv. Bgm
Burmester schlägt vor, dass die Ratsmitglieder sich die Beleuchtung in der
Gemeinde Göhrde gemeinsam anschauen sollten.
Stellv. Bgm Fahren
findet die Kritik an der Vorlage nicht gerechtfertig, die Vorlage ist eine gute
Grundlage für eine weiterführende Diskussion. Eine konkrete Einzelerfassung
kann die Samtgemeindeverwaltung nicht erfüllen.
Rf Heinz ist der
Meinung, dass die Einwohnerinnen und Einwohner an einer Umstellung der
Straßenbeleuchtung von Anfang an beteiligt werden sollten, um die Bedürfnisse
dieser zu erfüllen. Sie ist gern bereit im OT Siemen mit den Einwohnerinnen und
Einwohnern Kontakt aufzunehmen.
Es kommt der
Gedanke auf, dass man im Zuge der Dorferneuerung ein Beleuchtungskonzept für
die Gemeinde Gusborn aufstellen könnte, um so Fördermittel zu akquirieren.
Rh Beckmann ist der
Ansicht, dass hier eine Fachfirma herangezogen werden sollte, die die Gemeinde
bei Ihrem Vorhaben berät und die ggfs. einen Straßenzug probeweise mit
insektenfreundlicher Beleuchtung ausstattet, damit alle sehen können, ob eine
solche Beleuchtung mit weniger hellen Lampen und max. 2.200 Kelvin noch immer
ausreichend ist.
Bgm Ringel weist
daraufhin, dass diese Fachfirma dann auch für ihre Tätigkeiten bezahlt werden
muss. Der Rat muss sich darüber klar werden, was er veranlassen möchte, um
diese Idee der insektenfreundlichen Leuchtmittel weiterzuverfolgen.
Rh Struck erklärt,
dass der Klimawandel für alle ein Thema ist, Natur- und Artensterben sollte von
allen Seiten mehr Beachtung erfahren, da uns die Situation sonst um die Ohren
fliegt.
Die Menschen
müssten alle mehr Bewusstsein entwickeln, um bei sich selbst mit der
Veränderung zu mehr Klimaschutz zu beginnen.
So ärgert es ihn
beispielsweise, wenn Weihnachtsbeleuchtung dauerhaft leuchtet und bei manchen
sogar ganzjährig.
Er erklärt, dass
die Insekten meist nicht in den Dichtungen und Fassungen sterben, sondern sich
an den Lampen zu Tode fliegen.
Die Ratsmitglieder
teilen die Ansicht von Rh Beckmann, dass man hier probeweise die
insektenfreundliche Beleuchtung testen sollte.
Der Rat der
Gemeinde Gusborn fasst folgenden
Beschluss:
Die Gemeinde
Gusborn wird probeweise in die Straßenlaternen der Dorfstraße im OT Quickborn
durch einen Fachmann insektenfreundliche Lampen mit max. 2.200 Kelvin in die
vorhandenen Fassungen montieren lassen, um zu überprüfen, ob die Ausleuchtung
auch mit den weniger hellen Lampen noch ausreichend ist. (Antrag Rh Beckmann)