Sitzung: 28.05.2018 Rat der Stadt Hitzacker (Elbe)
Beschluss: Mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 10, Nein: 2
Vorlage: 30/0018/2018/2
Sachverhalt
siehe Protokoll StRH vom 26.04.2018
StDir Meyer
erläutert den Sachverhalt.
Der Ratsbeschluss
vom 26.04.2018 lautete:
Es wird keine
Hangsicherung durchgeführt. Es werden Angebote für die notwendige
Reparatur, also die punktuelle Instandsetzung der Mauer eingeholt. Der Hang
wird weiter beobachtet, nach erneuter Prüfung wird darüber beraten, ob eine
weitere Maßnahme durchgeführt werden muss.
Gegen diesen
Beschluss hatte StDir Meyer Einspruch eingelegt (sh. Anlage zur Einladung zu
TOP 7), nachdem Prof. Dr. Salomo aus seiner Sicht als Ingenieur nochmals
eindeutig ausgesagt hat, dass die Mauer in dem jetzigen Zustand nicht
standsicher ist.
Da der Beschluss
aus diesem Grund schwebend unwirksam ist, muss er erneut dem Stadtrat zur
Beratung vorgelegt werden.
Gemeinsam mit Herrn
Dr. Salomo und Herrn von der Ohe wurde besprochen, wie man eine relativ
kostengünstige und sichere Maßnahme initiieren könnte.
Der Vorschlag einer streifenweisen
Vermörtelung wurde gemacht, sie ist haltbar, aber nicht auf Dauer und somit
keine nachhaltige Lösung. Jedoch sind dabei wenigstens die Fugen der
Trockensteinmauer sicher verbunden und sie stellt eine Reparatur der
betroffenen Stellen dar,
so dass eine feste geschlossene Oberfläche
entsteht, die den Hang stützt. Diese kostengünstige Lösung gegenüber einer
Spundwand oder Gabionenwand würde der Einhaltung der Verkehrssicherungsplicht
entsprechen, somit käme dieser Vorschlag dem Ratsbeschluss entgegen, dass eine
Reparatur erfolgen sollte.
Trotzdem würde
diese Mauer im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht 1x im Jahr zu kontrollieren
sein, und wenn es Schadstellen gäbe, müsse man nacharbeiten.
Er begrüßt die Herren
Prof. Dr. Salomo und von der Ohe, die zu diesem TOP eingeladen sind.
Herr Dr. Salomo
bestätigt die Ausführungen von StDir Meyer und ergänzt,
dass die Mauer im derzeitigen
Zustand nicht mehr standsicher ist, sei es durch Verwitterungen oder auch durch Wurzeldruck o. ä., die
einzelne Steine herausbrechen lassen oder nach außen drücken lassen.
Die Folge ist bei
einem Trockenmauerwerk , dass Gefahr besteht, dass die Mauer insgesamt ihren
Halt verliert, dann weitere Steine herausbrechen und als Folge der Hang
nachrutscht . Und wenn er anfängt nachzurutschen, nimmt er auch die
Nebenbereiche mit, somit ist dann die Mauer gänzlich defekt .
Der Vorschlag der
Vermörtelung, der vormals mehrfach genannt wurde, stellt sozusagen
beispielsweise einen Zustand eines trockenen Ziegelmauerwerkes dar; wenn dort
jedoch Steine herausbrechen, bricht die Wand insgesamt zusammen.
Dagegen werden beim
vermörtelten Mauerwerk Kräfte von Stein zu Stein durch den Mörtelverbund
übertragen.
Die Mauer hat bis
dahin gehalten, aber nun wird sie instabil. Die Folge einer Instabilität ist,
dass der Hang, zumindest in Teilen,auf die Straße rutscht.
Der Vorschlag ist,
den verloren gegangenen Verbund der Steine durch Injektionen mit Feinzementmörtel oder Polymärmörtel in die
Fugen und Hohlräume einzubringen, der zur Bindung der Steine und damit wieder
zu einem stabilen Mauerwerk beiträgt.
Diese
Mörtelprodukte, die in der heutigen Zeit verwendet werden, sind
langzeitbeständig, d. h. ein paar Jahrzehnte, so dass nicht alle 5 Jahre nachgearbeitet
werden muss.
Alle anderen
Lösungen, die auch im Rat besprochen wurden, sind auch geeignet. Unterscheiden
muss man eben, welches Bild des Hanges man haben will, ob dem der
Natursteinmauer, die im Wesentlichen erhalten werden soll oder eine Sicherung,
die anders aussieht.
Auf Nachfrage von stellv. Bgm’in Wiehler
an Dr. Salomo, ob er die jetzige vorgeschlagene Lösung für ausreichend und
geeignet halte, bestätigt er dies.
Sie schildert den zeitlichen Ablauf und
beklagt außerdem, dass der Bauausschuss der Stadt erst „viel zu spät“ in die
Diskussion eingebunden wurde.
Auf Nachfrage
von Rh Walter, ob geprüft wurde, ob diese Mauer überhaupt zur Sicherung des
Hanges beiträgt, und welche Kosten bei der vorgeschlagenen Lösung entstehen,
führt Herr Dr. Salomo aus, dass die Mauer notwendig ist, um den Hang zu
sichern. Wenn es schadhafte Stellen gibt, kommt es zu Böschungsbrüchen, die
sich auch bis tief unter das Straßenniveau ausbilden können.
Herr v. d. Ohe
führt aus, dass Angebote eingeholt werden müssen, eine erste Schätzung
liegt bei 5.000,- €, realistisch würden aber eher
15.000,- € angesetzt werden.
Rh Flindt, sieht der Vermörtelung skeptisch
gegenüber, da die Steine bis in die Tiefe gereinigt werden müssen.
Er bleibt bei seinem Vorschlag, eine Gabionenwand
zu errichten
Herr v.d. Ohe ergänzt, dass der Vorschlag der
Vermörtelung nicht die Standfestigkeit wie bei einer Gabionenwand bringt. Der
Unterhaltungsaufwand ist höher als bei einer Gabionenwand oder einem anderem
Bauwerk. Es wären jetzt geringe Investitionskosten, aber im Laufe der Jahre
besteht ein höherer Unterhaltungsaufwand.
Rh Maul resümiert nochmals den Werdegang.
Der Beschluss lautete nicht, gar nichts zu machen,
sondern eine punktuelle Instandsetzung und weitere Beobachtung. Durch den
Revierförster wurden Erläuterungen zu der Vegetation und Verwurzelung gegeben.
Danach könnte sich eine größere Stabilität entwickeln, so dass eine
kleinflächige Reparatur der Mauer ausreichend sein kann, weil der Hang nicht
mehr schiebt und drückt wie vor der Holzentnahme.
Herr Dr. Salomo erklärt, dass der Bewuchs eines
Hanges Vor- u. Nachteile hat.
Solange relativ hohe Bäume vorhanden sind, wirken
sie instabilisierend, z. B. durch Wind. Es können Rutschungen initiiert werden.
Positiv sind tiefreichende Verwurzelungen, die den Hang bewehren. Bevor aber eine tiefreichende
Verwurzelung eintritt, braucht das eine lange Zeit. In dieser Zeit ist keine
Sicherung da. Eine Hangrutschung spielt sich oberflächennah ab, aber die Gefahr
der tiefreichenden Böschungsbrüche lassen sich durch Oberflächenverwurzelungen
nicht verringern. Nach einer langen Zeit würden die neu nachwachsenden Gehölze
erst zum Teil stabilisierend wirken.
Stellv. Bgm Wedler führt aus, dass der Förster
erklärt hat, dass von den gefällten Bäumen das Wurzelwerk noch intakt sei, sie
lebten weiter, es entstehe eine Verbuschung. Dieses sollte weiter beobachtet
werden.
Der Vorschlag der Vermörtelung ist seiner Meinung
nach vorher nicht ausreichend beraten worden.
Es wurde deshalb der zzt. vorliegende Beschluss gefasst.
Nichts halte ewig, auch eine Spundwand nur 20 -30 Jahre.
Herr Dr. Salomo u. Herr v.d. Ohe widersprechen dem
teilweise. Man wisse nicht, ob die Wurzeln sich negativ auf das Durchdringen
der Mauer auswirken. Auch das ist durchaus möglich. Das ganze System der
Standfestigkeit ist fragwürdig. Es ist nicht 100-%ig berechenbar.
StDir Meyer ergänzt, dass von Vermörtelung immer
die Rede war und ein Förster kein Gutachten zur Standfestigkeit der Mauer
abgeben kann. Das hat er bereits in der letzten Sitzung erklärt.
Verantwortlich ist der StDir und so ist nochmals geprüft worden, wie
Gefahren mit dem geringstmöglichen Aufwand verhindert werden können. Die
streifenweise Vermörtelung, dann die der
Zwischenräume als Ganzes wäre eine Lösung, damit wären Brüche ausgeräumt.
Rf Laudel-Voigt erinnert daran, dass sich alle
einig waren, dass keinesfalls jemand gefährdet werden soll, aber eine
kostengünstige effektive Lösung gefunden werden sollte.
Nach genommener Akteneinsicht schildert sie
nochmals den zeitlichen Ablauf und bemängelt die späte Hinzuziehung des
Fachausschusses. Sie wünscht sich künftig eine bessere Zusammenarbeit. Dass der
Förster kein Gutachten abgeben wollte liegt daran, dass er keine Erlaubnis von
seinem Dienstherrn hatte.
Rf Neumann bekräftigt, dass sie weiter der Meinung
ist, dass dringend was gemacht werden müsse. Ihr ist der Vorschlag der
Vermörtelung zu heikel, denn der Druck könnte sich verschieben und man wisse
nicht, was mit der Mauer geschehe, wenn sich Steine lösen. Dies sei ihr zu
unsicher, sie habe die Befürchtung, dass Menschen zu Schaden kommen könnten, z.
B. auch bei eintretendem Unwetter oder dergleichen.
Herr Dr. Salomo erklärt, dass der Mörtel per
Injektion mittels einer Röhre und mit einem Druck von 5- 10 bar eingepresst
wird. Das hat zur Folge, dass der Mörtel in alle Hohlräume gelangt.
Es wird eine Komplettinjektion auf ganzer
Mauerbreite erzeugt, und zwar von unten nach oben.
Rh Dr. Jastram und Rh v.d. Bussche bemerken, dass
sie zeitlebens diesen Hang und die Mauer kennen und sie bereits so lange
gehalten hat. Rh Dr. Jastram sieht das Problem der Dauerhaftigkeit der
Haltbarkeit der heutigen Materialien, wie z. B. Beton. Und dass die
Vermörtelung halten soll, hält er für sehr fragwürdig.
Rh v.d. Bussche hält die beschlossene Maßnahme für
ausreichend und sieht die Vermörtelung als zu risikoreich an. Nicht
berücksichtigt wäre auch nicht das vom Hang ablaufende Wasser und wie sich das
auswirkt.
Auf Nachfrage von stellv.Bgm Wedler, was die Folge
der Aufrechterhaltung des bisherigen Ratsbeschlusses wäre, erläutert StDir
Meyer, dass er seinen Einspruch aufrechterhalten würde und die Kommunalaufsicht
des Landkreises entscheiden müsste.
Auf Antrag von Rh Maul erfolgt eine
Sitzungsunterbrechung von 19.11 Uhr bis 19.25 Uhr, der einstimmig zugestimmt
wird.
Nach Fortführung der Sitzung stellt stellv. Bgm
Wedler für die Gruppe Hitzacker den Antrag, es bei dem bisherigen Beschluss zu
belassen, jedoch eine Teilvermörtelung per Injektionsverfahren als Instandsetzungsmaßnahme für den Hang an
den Stellen, wo es notwendig ist, vornehmen zu lassen. Hierfür sollen Angebote
für eine Teilvermörtelung eingeholt werden und es soll geprüft werden, wie das
ablaufende Wasser vom Hang abzuleiten ist.
Dieses ist zur Beratung in den Fachausschuss zu
geben.
Rh Flindt stellt den Zusatzantrag, dass bei einer
Ertüchtigung per Vermörtelung notwendige Messpunkte eingerichtet werden sollen,
die durch ein autorisiertes Ingenieur-Büro 1x jährlich geprüft und dokumeniert
werden. Damit wird erkundet, ob der Hang in Bewegung ist. Dazu soll ein
Kostenangebot eingeholt werden und zur Beratung in den BPSUH gegeben werden.
Zum ablaufenden Hangwasser äußert er keine
Bedenken, da es sich um durchlässigen Boden handelt.
Rh v.d. Bussche hält es für übertrieben, dafür Geld
ausgeben, denn es hat 70 Jahre so gehalten. Er hält es für nicht erforderlich ,
noch jemanden einzuschalten, das wären s. E. weitere unnötige Kosten.
Rf Neumann bekräftigt, dass sich die damaligen und
heutigen Gegebenheiten stark verändert haben, Verkehr, Untergrund, Straße ,
Wurzeldruck und Witterung. Das müsse man auf jeden Fall berücksichtigen.
Dr. Salomo ergänzt, dass viele Faktoren eine Rolle
spielen, eine 100 %-ige Garantie kann nicht gegeben werden. Er befürwortet den
Vorschlag, regelmässig zu vermessen.
Rh Schneeberg fasst die bisherigen Vorschläge
zusammen und beantragt, zur Abstimmung zu kommen.
Der Rat der Stadt Hitzacker (Elbe) fasst folgenden
Beschluss:
a)
Der bestehende Beschluss des Rates der Stadt
Hitzacker (Elbe) vom 26.04. 2018 wird durch eine Teil-Vermörtelung der
bestehenden Mauer an notwendigen zu reparierenden Stellen per
Injektionsverfahren als Instandsetzungsmaßnahme der Hangsicherung erweitert.
b)
Die Verwaltung wird beauftragt, Angebote zu a) und
zur Einrichtung und Dokumentation von notwendigen Messpunkten durch ein
autorisiertes Ingenieurbüro einzuholen. Die Entwicklung des Hanges und der
Mauer werden mit Auswertung der Messpunkte für zunächst 2 Jahre beobachtet. Die
Beschlussteile a) und b) sind zur erneuten Beratung dem Fachausschuss BPSUH
vorzulegen.
Abstimmung a) Ja 10 Nein 2
Abstimmung b) Ja 11 Enthaltung 1