Bgm Harms begrüßt zu diesem
Tagesordnungspunkt Frau Maria Schaaf und Herrn Ernst-August Schulz vom Bauamt
des Landkreises Lüchow-Dannenberg.
Sowohl Frau Schaaf als auch
Herr Schulz entschuldigen sich dafür, die Gemeinde in der Angelegenheit
Bodenuntersuchungen auf dem Gelände der ehemaligen Munitionszerlegung Dragahn
nicht ausreichend informiert und umfassend beteiligt zu haben.
Herr Schulz erklärt, dass
dem Termin am heutigen Tag noch weitere Termine folgen werden.
Anhand einer Präsentation
erläutert er den Hergang über das bisherige Verfahren und die bereits erfolgten
Untersuchungen.
Grundlage für die
Bodenuntersuchungen ist ein Vergleichsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen
und der IVG vom 29.04.2014, auch um finanzielle Mittel vom Land oder dem
jeweiligen Eigentümer in Anspruch nehmen zu können.
Nachdem die IVG in die
Insolvenz gegangen ist, hat sich für den Landkreis die Möglichkeit ergeben, an
den entscheidenden Gesprächen teilzunehmen und somit auch die Berechtigung zu
erlangen beim Standort Dragahn die Untersuchungen vornehmen zu können.
Problematisch war, dass das
Land Niedersachsen die Flächen dann an den heutigen Eigentümer verkauft hat.
Dessen Familie war auch bereits vor 1939 Eigentümer dieser Flächen gewesen,
bevor sie zur Industriefläche für Munitionsherstellung erklärt wurde.
Der Landkreis hat für die
Flächen die 100 %ige Förderquote erhalten. Falls darüber hinaus eine weitere
notwendige Sanierungsmaßnahme ergriffen werden muss, ist der Eigentümer
verpflichtet 25 % der Kosten zu übernehmen.
Bisher hat der Landkreis zu
den jeweiligen Eigentümern immer ein gutes Verhältnis gehabt. Die
Bereitwilligkeit zur Mitwirkung bei den notwendigen Untersuchungen war immer
gegeben.
Der Vergleichsvertrag sagt
weiterhin aus, dass für Untersuchungen für 15 Jahre jährlich 2 Mio€ bei
Eigentumsflächen zur Verfügung gestellt werden und insgesamt 10 Mio€ für
Nichteigentumsflächen.
Dann wurden zunächst
Kostenschätzungen zwischen 10.000 und 35.000 € erstellt. Hierfür wurden dann
zunächst Fördermittel beantragt. Am 12.07.2016 erfolgte dann die öffentliche
Ausschreibung. Diese Frist endete am 29.08.2016. Hier wurde dann festgestellt,
dass die beantragten Fördermittel nicht ausreichen und es musste nachgebessert
werden. Die Vergabe erfolgte an die Firma Mull & Partner für ca. 60.000 €.
Zunächst sollen alle Untersuchungen erfolgen, die irgendwie mit Wasser
zusammenhängen. Diese Untersuchungen sind leider bis jetzt aufgrund der
einsetzenden Frostperiode nicht erfolgt. Durchgeführt wurden zunächst alle
Erdarbeiten für die anstehenden Bohrungen. Die zu untersuchenden Parameter
stehen fest. Insbesondere handelt es sich hierbei um TNT und alle Zerfallsprodukte,
die daraus entstehen könnten. Sowohl im Wasserpfad als auch im Bodenpfad. An
das Untersuchungsgebiet grenzen Wasserschutzgebiete. Hier wurde den
Wasserverbänden Wendland und Dannenberg-Hitzacker bereits 2002 der Auftrag
erteilt, entsprechende Untersuchungen an den Messstellen durchzuführen, die für
die Frischwasserversorgung von Bedeutung sind. In den vergangenen 16 Jahren gab
es erst einmal ein grenzwertiges Ergebnis.
Es wurde auch gefordert,
das gesamte Gelände zu untersuchen. Hierbei handelt es sich um 110 ha. Das ist
nicht notwendig, da das gesamte Gelände nicht der Rüstungsproduktion diente. Es
werden die Bereiche untersucht, die für
die TNT-Produktion oder deren Wiederaufbereitung von Bedeutung waren. In der
vorgestellten Präsentation sind diese Punkte rot markiert. Bereits 1994 wurde
hier eine Erstuntersuchung durchgeführt.
Rh Schaper-Biemann spricht
den südöstlichen Bereich an (Schluckbrunnen, Brandplatz). Er geht darauf ein,
dass außer TNT auch PCB, Nitroglyzerin, Ammonsalpeter und Dynamit verarbeitet
wurde.
Herr Schulz erläutert, dass
die Untersuchungen lediglich die Rückstände aus militärischen Produktionen
betreffen. Diese Maßnahme wird gefördert.
Frau Schulz spricht an,
dass sich südöstlich der betreffenden Flächen die Pressbrunnen und die gesamte
Verrieselung befinden. Es ist vorstellbar, dass Ende der 1945er Jahre in diesem
Bereich Massen an Munition durchgeschwemmt wurden. Sie stellt die Frage, warum
hier keine Beprobung vorgesehen ist.
Rh Schaper-Biemann ergänzt,
dass in der Nachfolgezeit 200 t TNT und mehr vernichtet bzw. abgebrannt wurden.
Er geht davon aus, dass dies wohl auf dem Brandplatz durchgeführt wurde. Dieser
hat zwar eine geschlossene Betondecke und man geht davon aus, dass hier kein
TNT in den Untergrund gelangt ist. Allerdings wurden bei den Untersuchungen
2002 Teile des Abwassersystems freigelegt und es wurde hier 1 t TNT gefunden.
Was ist mit den Teilen des Abwassersystems, die nicht freigelegt wurden.
Herr Schulz merkt an, dass
auch der Brandplatz in die Untersuchungen mit aufgenommen wurde. Ebenso die
Verrieselung, obwohl die bisher nicht vorgesehen war.
Rh Schaper-Biemann spricht
auch den Schluckbrunnen II an, der seinerzeit nicht untersucht wurde, da er
laut Aussage trockengefallen war.
Herr Schulz teilt mit, dass
hier bereits eine Kamerabefahrung erfolgt ist. Dieser Brunnen ist ab einer
Tiefe von 23 m zu. Es kann allerdings noch nicht abschließend gesagt werden, ob
der Brunnen mit Beton oder Steinen verfüllt ist. Bilder hiervon liegen noch
nicht vor. Es wird zurzeit überlegt, ob dieser Brunnen durchstoßen werden kann.
Dahingehend finden derzeit Gespräche mit der Firma Celler Brunenbau statt. Es
stehen noch weitere Gelder für diesen Bereich zur Verfügung. Eventuell wird in
diesem Bereich noch eine weitere Bohrung erfolgen müssen, da in Nähe dieses
Schluckbrunnens vor längerer Zeit eine neue Stelle zur Vernichtung von TNT entstand. Allerdings ist
zunächst die Grundwasseranalyse abzuwarten.
Zunächst werden jedoch die
bisherigen Erkenntnisse der Gemeinde mitgeteilt. Es werden hier noch viele
weitere folgen und ein nächster Termin wird mit Sicherheit stattfinden.
Die Bohransatzpunkte auf
den kritischen Flächen werden auf jeden Fall zur Sicherheit mit den Ergebnissen
von 1994 verglichen. Die Bohrungsprofile gehen teilweise bis 9 m tief.
Herr Schulz zeigt Bilder
von bereits durchgeführten Bohrungen.
Ein Einwohner erkundigt
sich, ob bekannt ist, wie schnell TNT in die Tiefe wandert. Hierzu kann keine
Auskunft gegeben werden. Ein vorgenommener Schnelltest zeigt hingegen eine
rötliche Verfärbung, wenn eine Belastung mit TNT vorliegt.
Rh Schaper-Biemann verweist
darauf, dass festgestellt wurde, dass auf dem Brandplatz kein Beton aufgebracht
wurde. Die Abschwemmung erfolgte in südlicher Richtung. Besteht eventuell die
Gefahr, dass das Wasser auch Flächen außerhalb des Zaunes erreicht hat.
Vielleicht sollten in Anbetracht dieser Kenntnis Bohrungen auch außerhalb des
Zaunes durchgeführt werden.
Herr Schulz wird diesem
Verdacht nachgehen, sofern sich der Sachverhalt in irgendeiner Form bestätigt.
Er weist außerdem auf die
vorhandenen Becken und die dazugehörige Verrieselung hin. Man ist hier nicht
fündig geworden.
Spätestens bis Ende März
erwartet er die Vorlage des Gutachtens.
Er weist ausdrücklich
nochmals darauf hin, dass sich diese Untersuchungen auf die militärischen
Altlasten aus der Zeit von 1939 bis 1945 beziehen.
Ein Einwohner erläutert,
dass bisher bereits drei alte Gutachten für das Gelände vorliegen. Das letzte
von 2009 hat s.W. nach der jetzige Eigentümer, Herr Reemtsma, selbst in Auftrag
gegeben. Hier wurde seinerzeit Altlastenfreiheit bescheinigt. Dieses Ergebnis
bewirkt eine gewisse Skepsis, wenn man die jetzt erfolgten Untersuchungen
betrachtet.
Herr Schulz erklärt, dass
es sich bei dem Gutachten eher um ein Gutachten über die Dinge handelt die nach
1945 hier verarbeitet wurden. Es handelt sich nicht um ein Flächengutachten aus
der Zeit bis 1945.
Frau Schulz gibt zur
Kenntnis, dass die Gemeinde 2011 zu einer Besichtigung des Geländes eingeladen
wurde. Damals wurde festgestellt, dass auf den befestigten Flächen abgedeckter
Abraum gelagert hat, bei dem allerdings keine Auskunft gegeben wurde, um was es
sich gehandelt hat. Hat der Landkreis hier irgendwelche Kenntnisse.
Dies wird von Herrn Schulz
verneint.
Rh Schaper-Biemann spricht
die forstwirtschaftliche und jagdwirtschaftliche Nutzung des Geländes an. Sind
hier jemals Untersuchungen durchgeführt worden.
Herr Schulz ist dies nicht
bekannt. Dieses war für die bisherigen Untersuchungen bisher nicht relevant.
Rh Schaper-Biemann schlägt
vor, dass der Landkreis die finanziellen Mittel hierfür beantragt und anstrebt,
auch in dieser Richtung Untersuchungen vornehmen zu lassen. Das Holz wird
vermarktet, das Wild ebenfalls und die Fläche ist eingezäunt. Der Boden scheint
teilweise kontaminiert und ein Zusammenhang mit dem Bewuchs und dem Wild lässt
sich durchaus herstellen.
Bgm Harms erkundigt sich,
ob bei einem Waldbrandeinsatz mit Gefährdungen für die Feuerwehr zu rechnen
ist.
Herr Schulz geht nicht
davon aus, dass hier Gefährdungen vorliegen.
Herr Schulz nimmt die
Hinweise zur Jagd- und Forstwirtschaft auf und sichert zu, mit dem Veterinäramt
über diese Angelegenheit zu sprechen und holzwirtschaftliche Unternehmen zu
kontaktieren.
Ein Einwohner erkundigt
sich nochmals nach den Untersuchungen, die seinerzeit wegen der Häufigkeit der
aufgetretenen Krebserkrankungen durchgeführt wurden.
Herr Schulz erläutert, dass
diese Untersuchungen eigentlich nichts ergeben haben. Seine Vermutungen gehen
dahin, dass die Munitionskisten in früheren Jahren gerne für den privaten
Gebrauch genutzt wurden genau wie Bahnschwellen und Strommasten. Mittlerweile
weiß man, dass diese Sachen mit allerhand Schadstoffen kontaminiert waren. Dies
wäre zumindest eine Möglichkeit.
Frau Schaaf sichert zu,
dass der Landkreis die aufgezeigten Fragen und Anliegen sehr ernst nehmen und
bei der weiteren Bearbeitung berücksichtigen wird. Die Gemeinde wird zukünftig
enger beteiligt.
Bgm Harms bedankt sich bei
Frau Schaaf und Herrn Schulz für deren Teilnahme und ausgiebigen Informationen.