Sitzung: 04.08.2016 Ausschuss für Stadtentwicklung und Soziales des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe)
Beschluss: Einstimmig empfohlen
Abstimmung: Ja: 6
Vorlage: 14/0704/2016/1
Auf der Grundlage
des Ratsbeschlusses vom 26.04.16 ist von Herrn Axel Kahrs ein Text zu Person
und Werk Theodor Körners erstellt worden.
Herr Kahrs hat ergänzend den Künstler Waldemar Nottbohm um eine Zeichnung
gebeten, die den Text auf der Tafel ergänzen soll.
Der Vorstand des
Dannenberger Arbeitskreises für Landeskunde und Heimatpflege (Dalah e.V.)
stimmt dem Entwurf zu und ist bereit die Kosten für die Erstellung der Tafel zu
übernehmen.
Ein für die Stele
zu nutzender Stein ist beim Betriebshof vorhanden.
Der Entwurfstext
lautet wie folgt:
„Theodor Körner (1791 bis 1813) stammt aus
einer angesehenen Dresdner Familie, die mit Friedrich Schiller befreundet war.
Er unterbrach 1813 seine Karriere als Theaterdichter, um im Freikorps Lützow
gegen Napoleon zu kämpfen. Körner schrieb für seine Waffenkameraden anfeuernde
Lieder, die bald im ganzen Land bekannt waren, darunter auch ‚Lützows wilde
verwegene Jagd‘, von Carl Maria von Weber 1814 vertont. Allerdings mischten
sich unter seine Verse auch Formulierungen des radikalen Nationalismus und
enthemmten Völkerhasses, unbarmherzig forderte er Franzosenblut, Tod und Rache.
Sie sind Zeugnisse einer brutalen Kriegszeit, in der viele für uns heute
maßgebliche Werte verachtet wurden oder verloren gingen.
Körner wurde dennoch im 19. Jahrhundert zum
strahlenden Heldensänger verklärt, der sein Leben gern für das Vaterland gab.
Die Nationalsozialisten missbrauchten dann im 2. Weltkrieg seine
verführerischen Verse für ihre Zwecke. Joseph Goebbels machte 1943 Körners
Aufruf: ‚Das Volk steht auf, der Sturm bricht los‘ zum zentralen Zitat seiner
berüchtigten Sportpalastrede.
Körner kam 1813 mit seinem Korps nach
Dannenberg und Hitzacker. Die erste Fassung seine ‚Bundesliedes vor der
Schlacht‘ entstand hier am 12. Mai auf dem St.-Annenfriedhof, geschrieben in
Erwartung eines Gefechtes. Schon der Dramatiker Friedrich Hebbel fragte ein
paar Jahre später angesichts der holprigen Strophen: ‚Wo ist auch nur der
leiseste Anflug von Poesie?‘. Doch anlässlich der Gedenkfeiern an die
Befreiungskriege 1863 wurde der kleine Fels, auf dem Körner der Überlieferung
nach saß, zum ‚Körner-Stein‘ ernannt. Die spätere Inschrift nimmt die Tradition
des berühmten Minnesängers Walther von der Vogelweide auf, der sich als
sinnierenden Dichter sah: ‚Ich saß auf einem Steine…‘.
Theodor Körner starb wenig später den von
ihm ersehnten Heldentod. Er liegt auf dem Friedhof von Wöbbelin nahe Ludwigslust
begraben, die dortige Gedenkstätte arbeitet sein Leben und Werk auf. Eleonore
Prochaska, das ‚Heldenmädchen aus Potsdam‘, erlitt das gleiche Schicksal wie
der von ihr verehrte Theodor Körner. Ihr Denkmal steht gegenüber seinem Stein:
zusammen führen sie uns zurück in die Jahre deutscher Geschichte um 1813, in
denen patriotische Gesinnung und barbarischer Fremdenhass, glühender Idealismus
und rücksichtsloser Fanatismus miteinander stritten.
Von hier aus führen die Spuren des Respekts
und des Missbrauchs bis in die Gegenwart – Lehrstück und Mahnung auch für die
Zukunft.“
Einstimmig empfiehlt der Ausschuss folgenden
Beschluss:
Der Rat der Stadt
Dannenberg (Elbe) stimmt dem vorliegenden Text- und Gestaltungsentwurf für eine
erklärende Tafel zum Körnerstein zu. Die Tafel wird auf einer Stele,
entsprechend den bereits auf dem St.-Annen-Friedhof vorhandenen Tafeln, neben
dem Körnerstein angebracht.