Sitzung: 15.04.2015 Ausschuss für das Archäologische Zentrum Hitzacker des Rates der Stadt Hitzacker (Elbe)
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 03/0154/2015
Die
Museumsberaterin Frau Dr. Beate Bollmann hat im Auftrag der Stadt Hitzacker
(Elbe) die vorliegende Machbarkeitsstudie für das Archäologische Zentrum
Hitzacker erstellt. Da Ausführungen auf S. 94 versehentlich „durcheinander
geraten“ sind, wird in der Sitzung eine aktualisierte Fassung der Seite
vorgelegt. Diese ist der Niederschrift als Anlage I beigefügt.
Die Vorstellung der
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie erfolgte an Hand einer
PowerPoint-Präsentation. Die Präsentation, sowie der von Frau Dr. Bollmann im
Detail gehaltente Vortrag, sind der Niederschrift als Anlage II und III
beigefügt.
Nach dem Vortrag
ergibt sich eine rege Diskussion.
BM Mertins stellt
fest, dass die Stadt Hitzacker (Elbe) grundsätzlich hinter dem Archäologischen
Zentrum Hitzacker steht. Der Vortrag hat den Eindruck vermittelt, dass es
bisher nicht so war. Um sich der bedeutenden Einrichtung anzunehmen, wurde
eigens ein Fachausschuss für das Archäologische Zentrum Hitzacker gegründet.
Rh Dr. Jastram
weist darauf hin, dass das Archäologische Zentrum Hitzacker z.Zt. 14.000
Besucher verzeichnen kann. Mehr sind auf Grund des vorliegenden Gutachtens der
Fa. Inspektour GmbH nicht erreichbar. Er macht deutlich, dass es sich hierbei
auch um Besucher handelt, die z.B. bei der Durchführung des „Alten Marktes“
keinen Eintritt bezahlen und stellt die Frage, woher die „neuen“ Besucher
kommen sollen, die über die Zahl von 14.000 hinausgehen. Frau Dr. Bollmann
stellt hierzu fest, dass Fa. Inspektour GmbH bei Beibehaltung des Status Quo
erreichbare Besucherzahlen von 14.000 prognostiziert hat. Diese Besucherzahl
ist erreicht worden, obwohl der Status Quo nicht beibehalten worden ist.
Inzwischen sind die
Öffnungszeiten und der Personalbestand reduziert worden. Frau Dr. Bollmann
sieht ein Entwicklungspotential i.S. des von Fa. Inspektour GmbH skizzierten
Szenario 4, mit dem sich 20.000 Besucher erreichen lassen. Anders, als
seinerzeit untersucht, sollte die Erweiterung inhaltlicher Natur sein. Sie
persönlich hält eine Erhöhung der Besucherzahlen von 18.000 – 20.000 für
realistisch. Potential besteht gerade bei den Touristen durch die Vermittlung
von konkreten Angeboten mit klarem Profil. Die Tatsache, dass auch
nichtzahlende Besucher gezählt werden, ist unerheblich. Auch nichtzahlenden
Besuchern werden Informationen vermittelt, sie gehen in den Museumsshop und
spenden.
Grundsätzlich weist
sie in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Vermarktung regional und
zentral erfolgen muss. Einzelnen Einrichtungen sind hier Grenzen gesetzt.
Rh Dr. Jastram
vertritt die Auffassung, dass das Erlebnis im Archäologischen Zentrum Hitzacker
derzeit nur bei der Buchung von Angeboten möglich ist und stellt die Frage, wie
ein Erlebnischarakter auch Einzelbesuchern vermittelt werden kann.
Hier gilt es aus
Sicht von Frau Dr. Bollmann MitMachAngebote für Einzelbesucher zu schaffen, die
ohne Inanspruchnahme der Mitarbeiter erlebbar sind, und die bereits vorhanden
Angebote zu optimieren, da sie zum Teil veraltet sind. Hierfür sind gute
didaktische Ideen nötig, die Zeit und Finanzierungsmittel erfordern. Die
Finanzierungsmittel sind hierbei zunächst nachrangig. Allen Beteiligten muss klar
sein, dass die Attraktivität des Freilichtmuseums für die Zukunft entscheidend
sein wird.
BM Mertins verweist
auf die Initiative WASA „2 kommen – 1 bezahlt“, die zu keinem nennenswerten
Erfolg im Archäologischen Zentrum Hitzacker geführt hat und skizziert weitere
denkbare Ansprachen z.B. VW-Werk in Wolfsburg.
Frau Dr. Bollmann
warnt vor Aktionismus. Nötig ist derzeit allein eine konkrete Strategie,
ansonsten werden alle Initiativen ohne Erfolg sein. Aus diesem Grunde gilt es
als oberstes Ziel, diesen Prozess in Gang zu setzen. Hierbei rät sie allen
Beteiligten dringend dazu, die Bedeutung des Archäologischen Zentrums Hitzacker
optimistisch hervorzuheben.
Rh Fröhlich fragt
an, ob es Berechnungen für die dargestellte Aufwärtsspirale gibt und ob sie
geeignet ist, zu einem verminderten Defizit der Einrichtung zu führen. Aus
seiner Sicht ist es nötig, das Risiko dahingehend auszuschließen, dass sich
durch zusätzliche Investitionen keine Mehreinnahmen erzielen lassen. Hierbei
sollten auch Änderungen im Verbraucherverhalten Berücksichtigung finden.
Frau Dr. Bollmann
teilt mit, dass konkrete Berechnungen nicht möglich sind, dazu ist die
Museumswelt zu vielfältig. Ergebnisse sich abhängig vom Besucherpotential und
der Marktsituation. Ein gutes Beispiel bildet aus ihrer Sicht das
„Freilichtmuseum Am Kiekeberg“. Hier gilt es „nicht stehen zu bleiben“ und
immer wieder Veränderungen und neue Angebote zu schaffen, so dass Erfolge trotz
der Zunahme von Konkurrenten verzeichnet werden können.
Eine Veränderung im
Verbraucherverhalten lässt sich statistisch nicht belegen. Die Zahl der
Museumsbesucher nimmt grundsätzlich zu.
Sie weist darauf
hin, dass Klarheit darüber bestehen muss, dass Museen immer defizitär betrieben
werden. Dennoch ist für die Stadt Hitzacker (Elbe) realistisch eine Entlastung
zu erwarten, wenn die Anzahl der Besucher auf 20.000 gesteigert und dadurch
Mehreinnahmen von rd. 25.000,00 € erzielt werden können. Auch im Bereich
Fundraising lassen sich durch eine Imageverbesserung zusätzliche Einnahmen erzielen.
Herr Paardekooper
unterstreicht die Ansicht, dass eine positive Öffentlichkeitsarbeit positive
Effekte erwarten lässt und macht es an den Erfolgen des „Archäologischen
Freilichtmuseums Oerlinghausen“ deutlich.
Der dort bestehende
„Schatz“ wird in der Grundhaltung der Politik deutlich, dieses wird mit allen
verfügbaren Medien unterstrichen.
Rh Heins fragt an,
ob im Interesse der zusätzlichen Mittelakquirierung auch die Entwicklung eines
Gemeinschaftskonzeptes mit der Biosphärenreservatsverwaltung denkbar ist. Frau
Dr. Bollmann hält es grundsätzlich für sinnvoll, Gespräche zu führen und gibt
dennoch zu bedenken, dass sich die Biosphärenreservatsverwaltung vorwiegend im
Bereich der Umweltbildung engagiert. Aber auch hier gilt es, konkrete Ideen zu
entwickeln. Möglicherweise lässt sich in die Ausbildung der zertifizierten
Natur- und Landschaftsführer ein prähistorischer Blick integrieren.
Museumsleiterin
Braun weist darauf hin, dass eine Zusammenarbeit bereits erfolgt.
Rh Wedler zeigt
sich enttäuscht von der vorliegenden Machbarkeitsstudie. Die Ausführungen zur
Schließung sind seines Erachtens überflüssig. Auch die Hinweise auf personelle
Engpässe sind nichts Neues. Er betont, dass es Ziel ist, die Einrichtung zu
erhalten. Die Erwartung an das Ergebnis der Machbarkeitsstudie war die Antwort
auf die Frage nach dem „Wie?“.
Möglicherweise kann
sie aber Grundlage für die weitere Arbeit der Expertenrunde „Zukunftsschmiede“
sein. Insoweit hat er die Hoffnung, dass sich auf Grundlage der
Machbarkeitsstudie konkrete Ideen entwickeln lassen.
Frau Dr. Bollmann
betont, dass es der Stadt Hitzacker (Elbe) obliegt, die von ihr im Rahmen der
Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Maßnahmen zu ergreifen. Sie verfügt über
eine wertvolle Einrichtung, die positive Anerkennung benötigt. Die Überzeugung
der Stadt Hitzacker (Elbe) muss deutlich gezeigt werden. Aus diesem Grunde rät
sie dringend dazu, zukünftig davon abzusehen, Finanzen in den Vordergrund zu
stellen und von Formulierungen wie „Wir wollen das AZH erhalten, aber …...“. abzusehen.
Jede zukünftig getroffene Maßnahme wird zur Verbesserung der Situation
beitragen. Sofern keine zukunftsweisenden Maßnahmen getroffen werden, wird die
Stadt Hitzacker (Elbe) das Freilichtmuseum „an die Wand fahren“. Es ist aus
Sicht von Frau Dr. Bollmann dann nur eine Frage der Zeit. Die Stadt Hitzacker
(Elbe) wird dann mit den Konsequenzen leben müssen.
Rh Fröhlich weist
darauf hin, dass es keine Antihaltung gegen das Archäologische Zentrum
Hitzacker gibt. Die Stadt Hitzacker (Elbe) unterliegt finanziellen Zwängen, ist
grundsätzlich aber bereit, neue Wege zu gehen. Aus seiner Sicht ist fraglich,
ob in der Bevölkerung die Bereitschaft besteht, das Archäologische Zentrum
Hitzacker mitzutragen. Er verweist auf das Publikum, das keine neuen Gesichter
erkennen lässt. Auch hier ist eine umfassende Imageverbesserung mit Überzeugungsarbeit erforderlich. Er gibt
jedoch zu bedenken, dass der erforderliche Umfang ehrenamtliche Ratsmitglieder
überfordern wird.
Herr Roggelin, der
ebenfalls der Ansicht ist, dass eine Identifikation der Bevölkerung mit dem
Archäologischen Zentrum Hitzacker fehlt, schlägt vor, deutlich werden zu
lassen, dass die Einrichtung Teil der Lebensqualität in Hitzacker (Elbe) ist.
Auch Herr
Beberstedt betont die Notwendigkeit für ein positives Image. Dieses erfordert
seines Erachtens ein gemeinsames Auftreten von Stadt Hitzacker (Elbe) und dem
Förderverein Archäologisches Zentrum Hitzacker e.V.. Er bedauert, dass in den
letzten 2 Jahren zu viel Energie durch Diskussionen „verplempert“ worden ist.
Es ist an der Zeit, gemeinsam Ziele zu verfolgen. Aus seiner Sicht hätten wir
heute bereits viel weiter sein können.
Gemeinsam sollte
ein Aufbruch erfolgen, um aus der „Angstecke“ zu rücken und dem Archäologischen
Zentrum Hitzacker den nötigen Rückhalt zu bieten.
Frau Dr. Bollmann
unterstreicht den Bedarf für eine mutige und optimistische Zielsetzung und
verweist auf Museen, denen die Vermittlung einer positiven Grundhaltung
gelingt, obwohl sie ebenfalls Zwängen unterliegen. Denn kaum eine Einrichtung
hat keine Finanzierungsprobleme.
Dr. Jastram stellt
fest, dass die Vermittlung entscheidend sein wird. Die fehlenden Aktivangebote
im Sinne des „Erlebens“ sind, sofern die Stadt Hitzacker (Elbe) will, aus
seiner Sicht machbar.
Herr Wieczorek übt
Kritik an dem Namen „Archäologisches Zentrum Hitzacker“, der seines Erachtens
nicht erkennen lässt, dass es sich um ein Museum handelt.
Frau Dr. Bollmann
weist darauf hin, dass der Name „egal“ ist. Allein der Inhalt ist entscheidend.
Stellv. Stadtdirektor
Kern stellt abschließend fest, dass als vorrangiger Schritt grundsätzlich eine
positive Darstellung zu erzielen ist. Im Übrigen weist er darauf hin, dass auch
aus finanziellen Gründen ein Weiterbetrieb der Einrichtung notwendig ist, da
Zweckbindefristen für eingeworbene Finanzierungsmittel noch nicht verstrichen
sind.
Es ist aus seiner
Sicht wünschenswert, dass der gesamte Rat der Stadt Hitzacker (Elbe) sich mit
der Einrichtung identifiziert. Die Teilnahme aller Ratsmitglieder anlässlich
der Einweihung der Fahrradstation hätte ein positives Signal sein können.
Hierfür werden sich weitere Veranstaltungen im Archäologischen Zentrum
Hitzacker anbieten, die auch ein Kennenlernen aller Angebote ermöglichen.
Herr Wieczorek gibt
einen Rückblick über das von ihm in der Vergangenheit vorgeschlagene Projekt
„Stelzendorf“, das seines Erachtens auch eine Stärkung des Archäologischen
Zentrum Hitzacker zur Folge hätte. Er appelliert an die Stadt Hitzacker (Elbe)
die Projektidee weiterzuverfolgen. Zusätzliche Ferienwohnungen führen zu mehr
Gästen, die Infrastruktur ist durch das Archäologische Zentrum Hitzacker, den
Spiel- und Mehrzweckplatz vorhanden.