Sitzung: 09.10.2014 Rat der Stadt Dannenberg (Elbe)
Beschluss: Geändert beschlossen
Rh Herzog erläutert
seinen Antrag.
Er weist zunächst
auf die Zeitungsbilder der vergangenen Tage hin, die ein erschreckendes Bild
auf die Zustände in den Aufnahmelagern wiederspiegeln.
Rh Herzog äußert sein Unverständnis, wie unvorbereitet die Regierungen auf die
aktuelle Lage, die absehbar gewesen sei, seien. Das praktizierte System, sei im
Wesentlichen auf Verwaltung und
Verwahrung ausgerichtet und verfolge nicht die Intention von Integration und
Inklusion.
Er habe den Antrag
gestellt, da eine öffentliche Debatte bisher ausgeblieben sei. Er spricht sich
für eine dezentrale Erstaufnahme im Gegensatz zu der geplanten Unterbringung
den Containern am Breeser Weg aus, die er als Massenlager tituliert. Mit einem
Betreuungsschlüssel durch Sozialarbeiter von 1:100 berge diese in seinen Augen
ein großes Konfliktpotential.
Als Alternative
schlägt er die Unterbringung in Wohnungen vor, die über die Leerstände in
Dannenberg zu finden sein müssten, wenn sich Eigentümer wie Herr Schneeberg,
oder der Bauverein bereit finden würden, diese Wohnungen zur Verfügung zu stellen.
Er weist auf ein
alternatives Projekt in Italien hin, über das ein Artikel dem Rat in der
Sitzung vorliegt.
Rh Herzog äußert
weiter die Befürchtung, dass der Wunsch, das Aufnahmelager in Dannenberg besser
auszustatten und zu betreuen als es gegenwärtig an anderer Stelle der Fall ist,
illusorisch sein würde und sich aber gleichzeitig aus der Darstellung als
Provisorium zu einer Dauereinrichtung entwickeln könnte.
Rf Ramm erwidert
die Ausführungen zunächst mit der Kritik, dass eine Gesamtbewertung der
europäischen Flüchtlingspolitik nicht in der regionalen Entscheidungskompetenz
liege. Zudem würden in der Darstellung von Rh Herzog die Aspekte Erstaufnahme
und Zuweisung vermischt, wo eine Differenzierung notwendig sei, so dass es für
ihre Fraktion schwierig gewesen sei, trotz unterstützenswerter Aspekte dem
Antrag insgesamt zu folgen.
Im gemeinsamen
Antrag der anderen Fraktionen werde aufgrund der aktuellen Notsituation und der
Überfüllung der bestehenden Lager die Einrichtung eines Erstaufnahmelagers am
Breeser Weg begrüßt, da diese im Verhältnis zu einer Zeltunterkunft in
Braunschweig eine sichere und warme Unterkunft biete, bevor eine dauerhafte
Zuweisung erfolge. Eine angemessene Betreuung sei allerdings dafür
Voraussetzung und die Rahmenbedingungen dafür müssten von Land und Bund
sichergestellt werden. Gleichzeitig sei es vor Ort unbedingt erforderlich ein
gutes Miteinander entsprechend vorzubereiten, auch hier sei das Land in der
Pflicht eine öffentliche Information zu gewährleisten.
Stv. Bgm Schwidder
bescheinigt zunächst beiden Anträgen die Intention der „warmen Schulter“, d.h.
eine positive Grundeinstellung den ankommenden Flüchtlingen gegenüber. Er weist
darauf hin, dass die Entscheidung über die Frage der Erstaufnahme nicht in den
Händen der Kommune liege, und hier die Frage zu beantworten sei, wie mit der
Entscheidung des Landes umgegangen werde. Mit einer positiven Einstellung sei
dem „Abwehr-Reflex“ der Bevölkerung entgegenzuwirken. Eine aktive Beteiligung
der Bevölkerung sei aber bei einem Kurzaufenthalt kaum möglich, weil eine
Integration in dieser Zeit nicht erfolge.
Er weist auf die
Bedeutung der Gesinnung des Wachpersonals hin, damit eine sichere Unterbringung
gewährleistet sein kann. Darüber hinaus weist er die ihm zugetragene Behauptung
aus der Bevölkerung zurück, die Bürgermeisterin habe Flüchtlinge „herangeholt“,
was im Zuge der Zuweisung rein faktisch gar nicht möglich sei.
Rh Behning bedankt
sich bei Rf Ramm für die Ausformulierung des Antrags und äußert seine Freude
über die Gemeinsamkeit.
Er stellt heraus,
dass für die Forderungen der SOLI aktuell die Zeit fehle, es sei nicht die Zeit
um die Versäumnisse der Vergangenheit zu diskutieren. Er ergänzt den Aspekt,
eine dezentrale Unterbringung könne Gruppen und Familien auseinanderreißen.
Rh Herzog erwidert,
dass mit seinem Antrag sicher nicht das Auseinanderreißen von Familien
intendiert sei, dies sei eher momentan der Fall.
Er betont die
Wichtigkeit der öffentlichen Diskussion, die ohne seinen Antrag nicht erfolgt
wäre. Vor dem Hintergrund der Gorleben-Erfahrung ist ihm die Argumentation,
nicht in der Entscheidungsfunktion zu sein nicht verständlich.
Rf Ramm ergänzt,
dass sie versucht habe sich die Bedürfnisse der Flüchtlinge vorzustehen und
stellt die Frage, ob eine dezentrale Unterbringung wirklich hilfreicher wäre,
oder auch eine zusätzliche Isolierung bedeuten würde.
Rh Brüggemann
ergänzt seinerseits dass ihm im gemeinsamen Antrag ein klares Votum fehle.
Heimat bieten zu können.
Rh Fathmann stellt
heraus, dass auch die Bürgerliste den gemeinsamen Antrag unterstützt. Er weist
noch einmal auf die Realität der überfüllten Lager hin und äußert Zweifel an
der Realisierbarkeit der vorgeschlagenen Alternativen zu einer
Sammelunterkunft.
Rh Hoffheinz mahnt
einen respektvollen Umgang der Ratsmitglieder untereinander an.
In der weiteren
Diskussion besteht weitgehend Einigkeit zunächst auf die akute Notlage
reagieren zu wollen. Eine positive Positionierung und rechtzeitige Information
seitens des Landes bei einer gleichzeigit angemessenen Ausstattung durch Land
und Bund scheinen angesichts der akuten Notlage erforderlich, so Bgm Mundhenk.
Bgm Mundhenk lässt
über den Antrag der SOLI-Fraktion abstimmen:
Der Rat stimmt wie
folgt über diesen Antrag ab:
2 ja 17 nein
1 Enthaltung.
Der Antrag ist
mehrheitlich abgelehnt.
Es folgt die
Abstimmung über den gemeinsamen Antrag aller anderen Fraktionen:
Der Rat fasst
folgenden:
Beschluss:
Die
Situation in den in Niedersachsen bestehenden Erstaufnahmeeinrichtungen für
Asylbewerber ist aufgrund der hohen Zahl von Flüchtlingen nicht mehr tragbar.
Die Einrichtungen sind überfüllt, Menschen sind in Zelten untergebracht oder
schlafen im Freien.
Falls
das Land den Standort Dannenberg für eine Erstaufnahmeeinrichtung auswählt,
fordern wir Bund und Land auf, die dafür nötigen Mittel (organisatorisch,
personell und finanziell) von Beginn an zur Verfügung zu stellen, um dieser
Aufgabe gerecht werden zu können. Dies beinhaltet auch den Einsatz von
zuverlässigem und gut geschultem Personal in den Unterkünften.
Sollte eine Einrichtung zur Erstaufnahme von
Flüchtlingen in Dannenberg eingerichtet werden, wollen wir diese positiv
begleiten und uns für eine Willkommenskultur in unserer Stadt einsetzen. Wir
fordern das Land auf, in diesem Fall Kommunalpolitik und BürgerInnen vor Ort rechtzeitig
über die Bedingungen der Erstaufnahme in Dannenberg zu informieren