Sitzung: 16.01.2014 Ausschuss für Schulen und Sportstätten der Samtgemeinde Elbtalaue
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 14/605/2013
AV Hoffheinz erteilt Herrn Thiele, Schulleiter des
Fritz-Reuter-Gymnasiums sowie Frau Schulz, Fachdienstleiterin
„Jugend-Familie-Bildung“ beim Landkreis Lüchow-Dannenberg das Wort.
Herr Thiele stellt die Ideen zur Schulstrukturentwicklung anhand einer
Powerpoint-Präsentation vor. Diese Präsentation liegt der Niederschrift als
Anlage I bei.
Herr Thiele erläutert den Zusammenschluss zu einer Arbeitsgruppe aus
mehreren Schulleiterinnen und Schulleitern der weiterführenden Schulen im
Landkreis. Die AG wollte mit ihrem Zusammenschluss einen neuen Weg bereiten und
gegen die innere Lähmung angehen, die durch die Unsicherheit und Existenzangst
bei der aktuellen Schulentwicklung vorhanden sind. Regierungswechsel,
Umgestaltung Oberschulen, Schulschließungen, G8/G9 sind nur Stichworte der
Entwicklung. Die AG wollte den Status Quo feststellen und stellte sich die Frage:
„Wie geht es weiter?“. Diese Idee ist nur ein möglicher Weg und stellt kein
festes Konzept dar.
Frau Schulz ergänzt, dass hier in der Region eine neue Schulstruktur
nicht ausreichend erscheint, es sollten vielmehr neue Bildungslandschaften
geschaffen und gelebt werden. Gerade hier im ländlichen Raum bietet es sich an
eine Art „Modellregion Bildung“ zu erschaffen.
Die erarbeiteten Linien sollen jedoch kein gezwungener vorgegebener Weg
sein.
Der AG war sehr daran gelegen den Kreistagsbeschluss von 2009 umzusetzen
und die Ziele
-
Erhalt der fünf Schulstandorte
-
Verbesserung der pädagogischen Qualität
-
Steigerung der Zahl höherwertiger Abschlüsse
-
Erhalt der Vielfalt und Qualität der schulischen
Angebote
nicht aus den Augen zu verlieren. Die Umsetzung dieser Ziele ist durch
die Kooperationen der Schulen und Entwicklung von schulformübergreifenden
Konzepten durchaus realistisch, so Herr Thiele. Einige Kooperationen bestehen
bereits seit mehreren Jahren, insbesondere zur BBS in Lüchow.
Die Weiterentwicklung wäre möglich z.B.
Ab Schuljahr 2014/2015: Ausbau der Kooperation der Schulen unter
Einschluss der Förderschulen an den Standorten Lüchow und Dannenberg über den
Ganztagsbereich hinaus.
Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung und Zusatzangebote (z.B. weitere
Fremdsprachen) wären möglich, genau wie gemeinsamer Unterricht in einzelnen
Lerngruppen (Sport, Kunst, Musik) sowie gemeinsamer differenzierter Unterricht
(z.B. Mathematik und Fremdsprachen).
Schuljahr 2014/2015: Weiterentwicklung der KGS Clenze zur „Gesamtschule“
Schuljahr 2016/2017: Gründung einer Oberschule mit den beiden Standorten
Hitzacker und Dannenberg (Zusammenführung BVS und NBS)
Schuljahr 2019/2020 Ein Kreisgymnasium mit den beiden Standorten
Dannenberg und Lüchow, ein weiterer SEK II-Standort in Clenze und ggfs. die
Integration des beruflichen Gymnasiums.
Schuljahr 2020/2021 Eine Kreisoberschule mit den Standorten Dannenberg,
Hitzacker, Lüchow und evtl. sogar Gartow.
Vielleicht dann ab dem Schuljahr 2024/2025 dann EINE Kreisschule
Lüchow-Dannenberg unter dem Aspekt die standortspezifischen Stärken der
einzelnen Schulen zu berücksichtigen.
Z.B. Standort Lüchow für Technik und Wirtschaft
Standort Clenze für Musik und Kunst
Standort Dannenberg für Mathematik und Sprachen.
Frau Schulz erläutert, dass die Punkte, die momentan nicht
schulgesetzkonform sind dennoch zukünftig denkbar wären. Die Politik muss ihren
Willen formulieren und sich mutig an neu entwickelte Konzepte herantrauen und
diese gemeinsam mit Schulen, Eltern und vor allem den Kindern tragen.
Es ist erschreckend, dass die Zahl der Schulverweigerer stetig ansteigt,
auch diese müssen in den neu entwickelten Bildungslandschaften aufgefangen
werden. Es müssen feste örtliche Verbindungen zwischen Kindergarten,
Grundschule, weiterführende Schule, Jugendzentrum und sogar Vereinen geschaffen
werden und wachsen. Gemeinsam muss ein Lernklima geschaffen werden, in dem die
Kinder wachsen können.
Das vorhandene Potenzial der Kinder muss gefördert werden. Ggfs. muss im
häuslichen Bereich die Basis gestellt werden, deshalb ist auch die
Schulsozialarbeit von großer Bedeutung für zukünftige Konzepte.
Es gibt Rückmeldungen von Ausbildungsbetrieben, dass 1/5 der
Schulabgänger nicht der geforderten Norm entspricht und deshalb für eine
Ausbildung nicht in Betracht kommen, so Frau Schulz.
AV Hoffheinz bedankt sich für die umfangreiche Ausführung und empfindet
den vorgestellten Weg als gelungene Umsetzung der Wünsche der Politik aus dem
Jahre 2009. Seiner Ansicht nach sollten noch Feinheiten erarbeitet und die
Betroffenen in das Verfahren eingebunden werden.
Herr Hupp möchte anmerken wie fortschrittlich doch die Samtgemeinde
Elbtalaue ist, die genau dieses, eine Kooperation zwischen Grundschule,
weiterführender Schule, Bücherei und ggfs. sogar Jugendzentrum als „Haus des
Lernens“ bereits im Jahr 2012 zu planen begann, dieses wurde jedoch vom
Landkreis nicht ausreichend unterstützt und somit von der Landesschulbehörde
abgelehnt.
Er ist sehr erstaunt, dass solche Bildungslandschaften nun jedoch kreisweit
geplant werden.
Frau Schulz ist der Ansicht, dass das Konzept in Hitzacker seinerzeit
leider nicht von allen Beteiligten mitgetragen und somit gelebt wurde.
Rh Schaper-Biemann findet die Art und Weise des Entstehens des
vorgestellten Konzeptes sehr fragwürdig. Weder Eltern noch Lehrer waren
informiert oder beteiligt. Der Landrat als Verwaltungsspitze war nicht
involviert. Die Treffen der AG waren geheim und die Entwicklung wurde an der
Politik vorbei eingeführt. Er möchte außerdem wissen, warum keine alternativen
Konzepte erwogen und erfasst wurden.
Frau Schulz erläutert, dass sie seit 30 Jahren Beschlüsse der Politik
umsetzt und Gremienbeschlüsse vorbereitet und der gewählte Weg nicht entgegen
einer üblichen Form erfolgte. Die AG hat sich auf Initiative einiger
Schulleiter gebildet, sie selbst ist eingeladen worden sich zu beteiligen.
Außerdem möchte Frau Schulz nochmals betonen, dass es sich nicht um ein
fertiges Konzept handelt, es ist nur eine Richtung, ein Vorschlag der AG, eine
eigene entwickelte Alternative zur derzeitigen Schullandschaft.
Herr Sauck findet es gut, dass sich die Arbeitsgruppe mit der Entwicklung
der Schulstruktur beschäftigt hat, er selbst würde gern mehr über die Effekte
erfahren, welche konkreten Ziele zur Standorterhaltung verfolgt werden.
Besonders lobenswert findet er den Ansatz die pädagogische Arbeit auch in das
häusliche Umfeld zu tragen. Einzige Angst für ihn ist bei einer zentralen
Kreisschule, dass die bisherige Vielfalt in den Angeboten verloren geht.
Frau Schulz erklärt, dass es ihr persönlich am Herzen liegt, die Eltern
ins Boot zu holen und die häuslichen Grundlagen zu verbessern und individuelle
Hilfestellungen anzubieten. Ihr ist außerdem wichtig, die Randgebiete wie
Gartow und Neu Darchau zu beachten. Schülerbeförderungsströme sollten
verringert werden, um den Kindern ein bißchen mehr Freizeit zu bescheren. Im
Februar wird es weitere Termine der AG geben und es wird mit der Detailarbeit
begonnen.
Herr Thiele ergänzt, dass der permanente Druck der Standortbedrohung für
die Schulleiter aufhören muss, die ewige Diskussion, was das Beste für die
eigene Schule ist, muss aufhören. Die pädagogische Qualität und die Kinder
sollten in den Fokus rücken.
Rh Hanke ist zufrieden, dass dieses Thema angegangen wurde. Der Aufbau
der Idee, sowie der Leitsatz „Erhalt der 5 Stadtorte“ gefallen ihm persönlich gut. Einzig Ideen zur
Reduzierung der Schülerströme fehlen ihm. Der Schülertourismus muss aufhören.
Dies ist schon eine materielle Rechnung, da die Schülerbeförderungskosten für
unseren Landkreis schlichtweg zu hoch sind.
Herr Kamp spricht der Arbeitsgruppe ein großes Lob für die Entwicklung
dieser Idee aus. Ein großes Problem der Region Lüchow-Dannenberg ist jedoch
leider, dass es einfach zu viele Schulen für zu wenige Kinder gibt. Die
Erhaltung von SEK II-Bereichen an fünf Schulstandorten hält er für
unrealistisch. Der eine oder andere Standort wird den schwindenden
Schülerzahlen zum Opfer fallen müssen. Auch die Ansiedlung bekannter
Privatschulen sieht er in diesem Zuge kritisch, diese kosten die öffentlichen
Schulen jedes Jahr wieder viele Schüler.
Die Schülerzahlen haben sich in den letzten Jahren fast halbiert, diese
Erkenntnis muss in die Köpfe. Es wird irgendwann unmöglich sein im SEK
II-Bereich alle Standorte zu halten.
Die Grundschulen muss man differenzierter betrachten.
Jedoch stellt er die Sinnhaftigkeit von Schulen mit Klassen von 12
Schülern und weniger in Frage. Die Kinder müssen das Recht haben „echte Schule“
erleben zu dürfen.
Die Schülerströme sowie den Schülertourismus hier im Landkreis empfindet
er persönlich als katastrophal. Dieses muss einer der wichtigsten Punkte eines
neuen Konzeptes werden.
Auch die Schaffung von Außenstellen sieht er sehr kritisch, da
erfahrungsgemäß die Außenstelle schleichend stirbt und die Zentrale bestehen
bleibt. Dort bedarf es noch großer Detailarbeit.
In dieser Weiterarbeit sollten mögliche Schließungen berücksichtigt
werden, um ein reales Konzept zu erschaffen.
Frau Schulz ist der Ansicht, dass in dieser ländlichen Region nicht auf
Bestimmungen geritten werden sollte. Hier müssen individuelle Bildungskonzepte
erstellt werden und diese fordert sie auch ein. Sie persönlich wird keine
Schließung von Schulen gar eines Standortes aufgrund der geforderten Sparpolitik
vorschlagen. Jede Schule ist es wert umkämpft zu werden. Außerdem würden
Schulschließungen noch mehr Bewegung in die Schülerströme bringen.
Sie mahnt, dass unsere Region nicht mit Großstädten oder Ballungszentren
verglichen werden darf. Hier ist Schule anders und dies wird sich nicht ändern.
Rf Sander fragt sich, wie es sein kann, dass private Schulen mit 14
Schülern arbeiten dürfen, während staatliche Schulen schon ab 50 Schülern
zittern und ihre Schließung ansteht. Kein Schulträger kann es sich leisten bei
solch geringen Schülerzahlen Fachräume oder Material vorzuhalten.
Die Sitzung wird von 19:45 Uhr bis 20:30 Uhr unterbrochen, um die
anwesenden Gäste zu Wort kommen zu lassen.
Von den Gästen werden hauptsächlich die herrschenden Schülerströme und langen
Busfahrtzeiten kritisiert, dieses sollte in einem kreisweiten Schulkonzept
dringend verbessert werden. Die KGS Clenze wird immer mehr zum Schülermagnet,
die Gründe dafür sollten ergründet und ggfs. in die Planungen einbezogen
werden.
Einige anwesende Eltern möchten sich gern beteiligen, doch noch weiß
niemand wie genau eine Elternarbeit aussehen könnte.
Herr Hupp sieht in der Mitarbeit der Eltern ein Problem: Die fehlende
Fachkompetenz. Seiner Ansicht nach sind die Schulleiter die richtigen Initiatoren
einer neuen Idee, da diese das Fachwissen und den persönlichen Willen an
Veränderung besitzen.
Weiterer großer Kritikpunkt unter den Gästen ist dennoch die Methode der
Entstehung der Idee zur Schulentwicklung und dass der „Rote Faden“ der Idee die
komplette Zentralisierung der Schulen ist. Die Eltern und Politiker aus dem
Nordkreis fürchten ihre Schulen zu verlieren und Lüchow ggfs. zusammen mit
Clenze als Bildungszentralen zu erhalten.
Die Gestaltung, dass man offen zwischen den Schulformen wählen und
wechseln kann, wird begrüßt.
Frau Daumann berichtet aus ihrem Alltag, dass sie bereits vermehrt von
Eltern angesprochen wurden, weil diese absolut verunsichert sind und nicht mehr
wissen, wo sie ihre Kinder anmelden sollen. Deshalb sollten in absehbarer
Zukunft erste Ziele für den Weg der Schulpolitik gestellt werden, um die
Unsicherheiten bei Eltern, Lehrern und auch Schulleitern einzudämmen.
Ihrer Meinung nach müssen auch die Kindertagestagesstätten involviert
werden, durch das Projekt „Brückenjahr“ sind die ersten Vernetzungen bereits
hergestellt.
Abschließend bittet Frau Schulz die Samtgemeinde Elbtalaue sich eigene
Gedanken zu machen, um eigene örtliche Lösungswege zu schaffen. Jede Kommune
sollte für ihre eigenen Schulen, auch die Weiterführenden, selbst Stellung
beziehen und eine gewisse Verantwortung tragen.
Vielleicht durch die Bildung eigener Arbeitsgruppen, die Bausteine für
den künftigen Schulentwicklungsplan ausarbeiten.
AV Hoffheinz bedankt sich für die Ausführungen und den regen
Informations- und Meinungsaustausch. Er stellt fest, dass dieses Thema uns
zukünftig weiter begleiten wird.