Sitzung: 19.09.2012 Ausschuss für Jugend, Betreuung, Senioren, Migration, Bildung und Büchereien der Samtgemeinde Elbtalaue
Beschluss: Kenntnis genommen
AV Voß erteilt der Leiterin
der Bücherei Hitzacker Frau Lindner das Wort.
Frau Lindner berichtet vom
Projekt „Lesestart“, welches nun schon im 3. Jahr in der
Nicolas-Born-Bibliothek läuft.
Bereits seit November 2010
bietet die Bücherei alle drei Bausteine des Projektes an:
1. Baustein: Verteilung
einer Lesestart-Tasche an jedes Kleinkind der Samtgemeinde durch den Kinderarzt
bei der U3 (Entwicklungsuntersuchung bei Kleinkindern zwischen dem 9. Und 12.
Lebensmonat). In dieser Tasche befindet sich Werbematerial der Sparkasse, da
das Projekt durch die Sparkassenstiftung gefördert wird sowie ein Pappbuch für
Kleinkinder, eine Tischunterlage mit Kinderreimen rund ums Essen, Informationen
für die Eltern über die Wichtigkeit des frühkindlichen Lesens und ein
Büchereigutschein.
2. Baustein: Die Kontaktaufnahme mit den Krippen und
Kindergärten, gegenseitige Besuche in den Einrichtungen, Heranführung der
Kleinen an die Benutzung von Büchern sowie Angebote und Veranstaltungen wie
z.B. „Reime für Kleine“, Bilderbuchkino und mobile Bücherkiste.
3. Baustein: Hier geht es darum die Schulkinder ab der
2. Klasse zu erreichen und ihnen die Welt der Erstlesebücher aufzuzeigen. Die
Schulklassen der Samtgemeinde sollten möglichst kontinuierlich begleitet
werden, es werden Bücherkisten zu bestimmten Themen des Unterrichts gepackt, es
gibt Buchvorstellungen und Besuche in der Bücherei. Es stehen sogar
Bücherkisten zur Rückgabe ausgeliehener Bücher in einigen Grundschulen.
Die Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projektes klappt
ausgezeichnet, so Frau Lindner, diese Vernetzung ist ein schöner Nebeneffekt.
Ein weiteres Plus des Projektes ist, dass der Bestand der Kleinkinder- und
Erstlesebücher enorm gewachsen ist.
Das Projekt wird ins 4. Jahr gehen, danach ist ein
Nachfolgeprojekt geplant, leider ist der Beginn erst im Jahre 2016 möglich,
somit wären 3 Jahre zu überbrücken, um den Erfolg des Projektes nicht wieder
einschlafen zu lassen.
Frau Scharf ergänzt, dass sie ganz aktuell erfahren
hat, dass die Sparkassen-Kulturstiftung das Projektes „Lesestart“ für die Jahre
2013 bis 2015 mit jeweils 3.000,- Euro jährlich fördert.
Alle Anwesenden sind über diese positive Meldung
hocherfreut.
Herr Pieterek ist sehr überzeugt von der Wichtigkeit
dieses Projektes, Kinder müssen Lesen dürfen, sie müssen die Freude an Büchern
entdecken und für sich bewahren. Leider können viele junge Eltern gar nicht
mehr richtig vorlesen und „parken“ ihre Kinder lieber vor dem Fernseher oder
dem PC.
Diesen Zustand bezeichnet Frau Lindner äußerst
treffend als „Digitale Demenz“.
Aber das Projekt zeigt einen stetigen Anstieg in der
Ausleihe von Kleinkinderbüchern, so Frau Fricke, teilweise stehen 4-5
Kinderwagen in der Bücherei und die Eltern suchen mit ihren Kindern Bücher aus
oder lesen mit ihnen vor Ort.
Herr Christiansen stellt fest, dass vielen Eltern
heutzutage wichtige Kernkompetenzen wie z. B. das Lesen und Vorlesen fehlen,
sie sind auch mit solchen Angeboten schlichtweg überfordert.
Es sollten Elternkurse zur Stärkung der
Kernkompetenzen im Kleinkindalter angeboten werden, leider haben diese Kurse
den Kreisjugendausschuss nicht überzeugen können.
AV Voß berichtet, dass früher zuhause täglich
vorgelesen und gelesen wurde, die Kinder bettelten förmlich danach, dieses
Ritual muss von einer nachfolgenden Generation vollkommen vernachlässigt worden
sein, so dass die jetzigen Eltern es auch versäumen.
Herr Pieterek berichtet, dass 27,8 % der Kinder eines
Jahrganges Sprachauffälligkeiten aufweisen, viele Eltern können selbst nur
schlecht lesen, schreiben und sprechen – die Schere zwischen Nichtqualifikation
und Fachkräften wird dadurch immer weiter.
Rf Mischke hält den Aufbau des Projektes für sehr
geeignet, um die Leselust und den Spaß an Wort und Schrift bei den Kleinkindern
zu wecken. Selbst Eltern, die nicht lesen können oder nur wenig, können mit
ihren Kindern Bilderbücher anschauen und eigene Geschichten erfinden. Viele
Eltern kennen leider auch kaum mehr Kinderlieder, Reime und Fingerspiele, die
in der Kleinstkindpädagogik einen sehr hohen Stellenwert haben.
Herr Christiansen stellt fest, dass hier die Eltern
gefordert sind, man kann nur versuchen ein wenig eigene Kompetenz auf sie zu
übertragen.
AV Voß bedankt sich bei Frau Lindner und Frau Fricke
für die Vorstellung des Projektes und hofft auf erneute Zwischenberichte.