Sitzung: 05.05.2011 Ausschuss für Schulen und Sportstätten der Samtgemeinde Elbtalaue
Beschluss: Kenntnis genommen
AV Schwidder erläutert zu diesem Tagesordnungspunkt, dass er
diesen auf die Tagesordnung gebracht hat, da er die Unruhe mitbekommen hat, die
der geplante Umzug der Freien Morgenrot Schule ins Gemeindegebiet Neu Darchau mit sich bringt. Die Eltern und natürlich auch die
Grundschule machen sich Gedanken über die Zukunft des Schulstandortes Neu Darchau.
Frau Steckelberg erläutert, dass die Samtgemeinde Elbtalaue
weder schul- noch baurechtlich eine Handhabe besitzt. Baurechtlich hat die
Gemeinde Neu Darchau ihr Einvernehmen zum Schulbau
nicht gegeben, die Entscheidung über die Baugenehmigung obliegt nun dem
Landkreis Lüchow-Dannenberg.
Herr Kamp von der
Landesschulbehörde erklärt, dass die Genehmigung der Schule bereits vorliegt,
seit nunmehr fast 3 Jahren. Es handelt sich lediglich um einen geplanten Umzug
und dieser steht einer existierenden Schule natürlich jederzeit zu. Es erfolgen
aufgrund eines Gemeindewechsels keine neuen Antragstellungen – lediglich die
neuen Örtlichkeiten werden auf ihre Tauglichkeit überprüft, dies ist Aufgabe
des Landkreises als Baugenehmigungsbehörde.
Weiter erklärt Herr
Kamp, dass die privaten Schulen vom Grundgesetz geschützt werden, dass sie sich
die ersten 3 Jahre selbst tragen müssen und im Anschluss vom Land Zuschüsse zu den
Lehrergehältern erhalten. Dabei handelt es sich nur um Zuschüsse, das bedeutet,
dass es in Privatschulen immer die Erhebung von Elternbeiträgen in Form einer
Schulgebühr geben wird.
Privatschulen
werben mit ihren Konzepten, sie entwickeln neue und andere Wege als Alternative
zum staatlichen Schulsystem.
Über das
inhaltliche Konzept der Freien Morgenrot Schule und die inhaltliche Qualität
kann Herr Kamp keine näheren Angaben machen, da er mit dieser Privatschule kaum
Erfahrung hat.
Die Konkurrenz zur
Grundschule Neu Darchau möchte er dennoch
ausschließen, da sich die Konzepte doch zu stark unterscheiden, er sieht die
Konkurrenz eher mit der Freien Schule in Hitzacker,
wo gewisse ähnliche Ansätze vorhanden sind.
Grundsätzlich ist
Herr Kamp der Ansicht, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und dass Eltern, die
nicht das traditionelle Schulsystem wählen wollen einen Weg finden, ihren
Kindern ein anderes System nahezubringen. Er hält die Ansiedlung bzw. den Umzug
in die Gemeinde Neu Darchau für annehmbar, denn die
Qualität wird die Nachfrage regeln und die Grundschule Neu Darchau
hat eine hervorragende Qualität, wie auch die Auswertungen der letzten
Schulinspektion bewiesen hat. Außerdem ist die Grundschule Neu Darchau eine integrative Ganztagsschule.
Schulleiterin
Sander kann die Ängste und Sorgen der Eltern nachvollziehen, deshalb erging von
Seiten des Elternrates auch eine schriftliche Resolution an die
Landesschulbehörde.
Sie möchte dennoch
klarmachen, dass sie persönlich nichts gegen die Freie Morgenrot Schule hat und
auch nicht gegen andere Privatschulen, sie möchte nur einen Bestandschutz der
Grundschule Neu Darchau erwirken und befürchtet bei
einer Ansiedlung einer Privatschule in der Gemeinde, die bis zur Unterrichtung
von 10 Klassen ausgebaut wird, könnten trotz Gebühren einige Eltern neue
Überlegungen treffen.
Rh Beutler möchte
von den Anwesenden der Freien Morgenrot Schule wissen, weshalb überhaupt ein
Umzug geplant ist, wenn die Schule in Walmsburg doch
gut angenommen wurde und der Umzug im Vorwege nur Probleme bringt.
AV Schwidder stellt an dieser Stelle den Antrag die anwesenden
Gäste und Anwohner während der Diskussion zu diesem TOP einzubeziehen, dieser
Antrag wird einstimmig angenommen.
Frau Müller von der
Freien Morgenrot Schule erklärt, dass die Räumlichkeiten in Walmsburg
leider zu klein geworden sind und es keine Möglichkeit der Erweiterung gab, da
es sich um ein städtisches Gebäude handelt. In Glienitz
gäbe es die Möglichkeit die Erweiterung zu berücksichtigen, um den Ausbau bis
zur 10. Klasse vornehmen zu können.
Frau Müller erklärt
weiter, dass sie die Schule auf maximal 60 Kinder ausweiten möchte bei einem
Betrieb bis zur 10. Klasse und dass ihnen dafür eine Fläche von 300qm genügt.
In Alt Garge begann die Freie Morgenrot Schule mit 13 Schülern und
nun in Walmsburg sind es aktuell 19 Schüler. Die
Eltern sind teilweise extra in den Bereich der Schule gezogen, um ihr Kind dort
beschulen zu lassen. Das Einzugsgebiet reicht von Lüchow, über Clenze bis nach Winsen und Hamburg. Die Konkurrenz mit der
Grundschule Neu Darchau sieht auch Frau Müller nicht,
eher mit der Freien Schule in Hitzacker und der
Walddorfschule in Lüneburg, da es sich doch um ein recht spezielles Konzept
handelt, dass einige Eltern anspricht und andere gar nicht.
Rf Felber stellt fest, dass es eine Tatsache
ist, dass die Kinder immer weniger werden, aber man sollte neuen Schulformen
trotzdem positiv gegenüberstehen. Zukünftig werden die meisten Eltern sich
genau überlegen, wo sie ihre Kinder beschulen lassen, man sollte die Vielfalt
zu schätzen lernen.
Elternratsvorsitzender
Stöbernack sieht die Problematik der Privatschulen
darin, dass sie die staatlichen Schulen unterhöhlen und er befürchtet obendrein
amerikanische Verhältnisse und den Verfall der öffentlichen Schulen. Wer sich
die Schulgebühren für teure Privatschulen nicht leisten kann, muss sein Kind an
eine öffentliche Schule schicken, da beginnt die Ausgrenzung – in Hamburg ist
diese Entwicklung schon deutlich zu sehen.
Rf Felber möchte von Frau Müller wissen, wie
hoch die monatlichen Schulgebühren sind.
Frau Müller
erklärt, dass dies einkommensabhängig ist, das die
Gebühren jedoch bei rund 200,-Euro im Monat pro Kind liegen.
Rh Zühlke ist der Ansicht, dass das Problem der kleinen
Schulen weiterhin ein großes Thema in der Politik sein wird, dennoch sieht er
aktuell für die Grundschule Neu Darchau keine Gefahr,
solange die Politiker an der Schule festhalten. Die öffentlichen Schulen müssen
einfach konkurrenzfähig sein und bleiben. Die Eltern müssen mit guten Konzepten,
fähigen Lehrern und Ganztagesbetreuung gelockt werden. Eine Entwicklung für die
nächsten 10 Jahre ist nicht abschätzbar.
Rh Hanke möchte
wissen, wie sich die Freie Morgenrot Schule finanziert, da sie im Aufbau noch
keine staatlichen Zuschüsse erhält.
Frau Müller
erklärt, dass die Finanzierung im ersten Jahr über Sponsoren lief und ihnen
zinslose Kredite zur Verfügung gestellt wurden. Im zweiten und dritten Jahr
waren auch die Sponsoren- und Spendengelder sehr wichtig, außerdem läuft eine
Finanzierung über die GLS-Bank.
AV Schwidder regt an, dass interessierte Ausschuss- und
Ratsmitglieder die Freie Morgenrot Schule in Walmsburg
besuchen und sich direkt ein Bild von der Arbeit dort machen, interessierte
Mitglieder sollen sich bei Interesse mit der Samtgemeindeverwaltung in
Verbindung setzen.
Herr Kamp stellt
abschließend klar, dass es in Niedersachsen eine Konzept-Vielfalt im
Schulsystem gibt, der Markt regelt sich selbst. Die Zuständigkeit für die
Qualität der öffentlichen Schulen obliegt der Landesschulbehörde, die
Privatschulen sind weitestgehend frei, haben aber auch festgeschriebene
Kriterien zu erfüllen im Hinblick auf Räumlichkeiten, Lehrpersonal und
Lerninhalte.
AV Schwidder dankt für die rege Diskussion zu diesem Thema und
bittet die Anwohner mit sämtlichen bau- und planungsrechtlichen Anfragen zur
Ansiedelung der Freien Morgenrot Schule in Glienitz
an den Bürgermeister heranzutreten, da dieser Ausschuss dafür der falsche
Anlaufpunkt ist.