Beschluss: Vertagung

Abstimmung: Ja: 8

Sachverhalt:

Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Dannenberg (Elbe) hat nach Aussage von stellv. AV Krull den Austausch der Kastanien am Radweg Thielenburger See beantragt. Die Begründung lautet wie folgt:

Kastanien haben:

Bodenansprüche

anspruchslos, bevorzugt aber frische bis nährstoffreiche Böden, empfindlich gegen Bodenverdichtungen und Streusalz

Klimatische Ansprüche

stadtklimafest

Krankheiten/Schädlinge

starker, flächendeckender Befall durch Kastanienminiermotte, Blätter verbräunen in der Folge des Minierfraßes der Raupen und werden oft vorzeitig abgeworfen; gebietsweise Rindennekrosen, Blattbräune, Phytophtora, wollige Napfschildlaus, seit einigen Jahren verstärkter Befall mit Pseudomonas, teilweise bis zum Absterben. Risiko einer Komplexerkrankung, die zum Ausfall der Bäume führen kann. Besonders betroffen sind Bäume mit reduzierter Vitalität.

regional

Rindennekrosen (Mannheim), Pseudomonas mit hoher Ausfallrate (Hamburg), Pseudomonas (Dresden, München, Rostock)

Bedarf für Erziehungs- und Aufbauschnitt

mittel

Bruchgefahr der Äste

mittel

Besonderheiten für Pflege/Unterhaltung

schlechter kompartimentierer, Laubentfernung zur Reduzierung der Miniermottenpopulation

Verwendbarkeit

geeignet mit E.

Bemerkungen

empfindlich gegen Streusalz, Fruchtfall beachten, starker Kronen- und Wurzeldruck, Bienenweide; Risiko einer Komplexerkrankung, die zum Ausfall der Bäume führen kann. Besonders betroffen sind Bäume mit Vorschädigungen und reduzierter Vitalität.

Da diese Bäume für den Standort nicht genügend geeignet sind, sollte hier ein Austausch vorgenommen werden, um auch in Zukunft den erhöhten Pflegeaufwand für die Fehlplanung/Ausführung zu verhindern.
Für die Kostenübernahme sollte ein Gespräch mit dem Planungsbüro stattfinden.

 

Die Verwaltung nimmt wie folgt Stellung:

Die Stadt Dannenberg (Elbe) ist in die Städtebauförderung, in das Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Lebenswerte Quartiere gestalten“ aufgenommen worden. Mit der Städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Verbesserung der urbanen, grünen Infrastruktur in der Stadt Dannenberg (Elbe)“ ist die Maßgabe verbunden, dass Städte und Gemeinden bei der Bewältigung des wirtschaftlichen und demografischen Wandels in Gebieten, die von erheblichen städtebaulichen Funktionsverlusten oder Strukturveränderungen betroffen sind, gefördert werden. Ziel in diesem Programm ist es, lebenswerte Quartiere zu schaffen.

Zu der Verbesserung des öffentlichen Raumes Amtsberg, Schloßgraben, Thielenburger See, ist ein Schutz-, Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet worden.

Des Weiteren hat der Rat der Stadt über die einzelnen durchgeführten Maßnahmen entschieden. Neben Neupflanzungen und dem Ersatz von Hochstämmen sind diverse Pflanzarbeiten festgelegt worden. Als Ordnungsmaßnahme war die Neupflanzung von landschaftstypischen Hochstämmen als Ersatz für abgängige Großgehölze (Pappeln) in entscheidenden Gutachten aufgelistet. Die gefällten Großgehölze schädigten aufgrund der ausufernden Wurzelbildung das Wegenetz. Durch die Entfernung dieser Bäume und die Neupflanzung von Hochstämmen an anderer Stelle wurde gezielt der permanenten Verschlechterung der Wege für die Zukunft entgegengewirkt.

Der Stadt Dannenberg (Elbe) ist empfohlen worden, Gehölze zu verwenden, die für den Bereich des Parkes um den Thielenburger See geeignet erscheinen.

Die Rosskastanie ist der Baum des Jahres 2005. Durch die stattliche Erscheinung und Blütenpracht wird dieser Baum bevorzugt in Parks und im öffentlichen Grün angepflanzt. Die Früchte sind bei Kindern äußerst beliebt. Das Laub und die Früchte fallen im Herbst in einem sehr kurzen Zeitraum herab, so dass nur geringe Unterhaltungsarbeiten erforderlich sind. Da ein Pkw-Verkehr in diesem Bereich nicht erfolgt, wird es keine sichtbaren Probleme mit herabfallenden Kastanien geben. Dass das Laub in den Herbstmonaten kurzzeitig auf dem Fahrradweg liegt, dürfte jedem Fahrradfahrer bekannt sein.

Auch wenn die Rosskastanie eine fremdländische Baumart ist, gehört sie doch unverzichtbar in das Stadt- und Landschaftsbild, insbesondere in einen Park. Seit rund 450 Jahren ist die Region mit diesem Baum kulturell verbunden. Dies soll Anlass genug sein, trotz des bundesweiten Miniermottenproblems Rosskastanien auch zukünftig zu pflanzen und dem Baum weiterhin einen Platz in dem Lebensraum „Park“ zu sichern. Schon in diesem Jahr war erkennbar, dass Kindergartenkinder, die den Weg benutzt haben, mit Freude die Kastanien gesammelt haben. Gerade in einem Zeitalter, in dem der Insektenschutz eine besondere Rolle spielt, sind Kastanien mit ihren großflächigen Blütendolden nicht nur eine Augenweide, sondern für die Insekten ein besonderer Anziehungspunkt.

Ein weiterer Gesichtspunkt, weshalb die Kastanien an dieser Stelle gepflanzt wurden, ist die Weiterführung der Gehölzstruktur. Vor einigen Jahren wurden nach Beschluss des Rates Kastanien vom Kuhmarkt zum Thielenburger See umgesetzt.

Die Verwaltung sieht keine Veranlassung, einen Austausch der gepflanzten Kastanien vorzunehmen, da diese für den Standort des Parkes rund um den Thielenburger See geeignet sind.

Stellv. AV Krull ist entsetzt über die Verzerrung des Sachverhaltes. Die vor einigen Jahren nach Beschluss des Rates vom Kuhmarkt zum Thielenburger See umgesetzten Kastanien haben „Asyl“ am Thielenburger See gefunden, weil sie vom Kuhmarkt entfernt werden mussten und sich kein anderer Standort für diese Bäume fand.

Stellv. AV Krull fordert am Thielenburger See klimaresiliente Bäume und unterstreicht daher den Antrag der SPD-Fraktion, die Kastanien umzupflanzen.

Rh Brüggemann stimmt den Argumenten von stellv. AV Krull zu, kann jedoch dem Antrag nicht folgen.

Rf Rohwedder macht deutlich, dass es keinem Bürger zu erklären ist, dass die gerade gepflanzten Kastanien den Standort am Thielenburger See verlassen sollen.
Die Aussage von stellv. AV Krull, dass Radfahrer von dem herabfallenden Laub gefährdet sind, kann sie nicht bestätigen.

Stellv. AV Krull ist verärgert darüber, dass die Haushaltslage vorgeschoben wird. Er verweist darauf, dass jetzt noch Zeit ist, die Kastanien umzupflanzen. Er möchte Situationen, wie die um die Esso-Wiese oder andere gravierende Fehlplanungen in der Stadt vermeiden. Der Fachplaner muss hier zu Rate gezogen werden und erklären, warum statt klimaresilienter Bäume die Kastanie gewählt wurde. Die Miniermotte ist seit Jahren ein Thema, so stellv. AV Krull. Der Schaden muss von der Stadt abgewendet werden. Dieser Schaden ist durch den Fachplaner entstanden.
Stellv. StDir Beitz entgegnet dem, dass ein Schadenersatz nur dann geleistet werden kann, wenn ein Schaden entstanden ist. Bisher ist kein Schaden entstanden. Ingenieurbüro und Stadt haben auftragsgemäß gehandelt.

Rh Heins bittet um eine Aufstellung, aus der hervorgeht, welche Kosten für eine Umpflanzung entstehen werden. Aus diesem Grunde wird der Tagesordnungspunkt vertagt, in der nächsten Sitzung erneut behandelt und dazu eine Kostenanalyse vorgelegt.

 


Beschluss:

Ein Austausch der Kastanien am Radweg um den Thielenburger See erfolgt nicht.