Sitzung: 30.11.2022 Ausschuss für Stadtentwicklung, Soziales und Kultur des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe)
Beschluss: Vertagung
Abstimmung: Ja: 8
Vorlage: 04/0492/2022
Sachverhalt:
Die SPD-Fraktion im
Rat der Stadt Dannenberg (Elbe) hat nach Aussage von stellv. AV Krull den
Austausch der Kastanien am Radweg Thielenburger See beantragt. Die Begründung
lautet wie folgt:
Kastanien
haben:
Bodenansprüche |
anspruchslos, bevorzugt aber frische bis nährstoffreiche Böden,
empfindlich gegen Bodenverdichtungen und Streusalz |
Klimatische Ansprüche |
stadtklimafest |
Krankheiten/Schädlinge |
starker, flächendeckender Befall durch Kastanienminiermotte, Blätter verbräunen in der Folge des Minierfraßes der Raupen und werden oft vorzeitig abgeworfen; gebietsweise Rindennekrosen, Blattbräune, Phytophtora, wollige Napfschildlaus, seit einigen Jahren verstärkter Befall mit Pseudomonas, teilweise bis zum Absterben. Risiko einer Komplexerkrankung, die zum Ausfall der Bäume führen kann. Besonders betroffen sind Bäume mit reduzierter Vitalität. |
regional |
Rindennekrosen (Mannheim), Pseudomonas mit hoher Ausfallrate (Hamburg), Pseudomonas (Dresden, München, Rostock) |
Bedarf für Erziehungs- und Aufbauschnitt |
mittel |
Bruchgefahr der Äste |
mittel |
Besonderheiten für Pflege/Unterhaltung |
schlechter kompartimentierer, Laubentfernung zur Reduzierung der
Miniermottenpopulation |
Verwendbarkeit |
geeignet mit E. |
Bemerkungen |
empfindlich gegen Streusalz, Fruchtfall
beachten, starker Kronen- und Wurzeldruck, Bienenweide; Risiko einer
Komplexerkrankung, die zum Ausfall der Bäume führen kann. Besonders betroffen
sind Bäume mit Vorschädigungen und reduzierter Vitalität. |
Da diese Bäume
für den Standort nicht genügend
geeignet sind, sollte hier ein Austausch vorgenommen werden, um auch in
Zukunft den erhöhten Pflegeaufwand für die Fehlplanung/Ausführung zu
verhindern.
Für die
Kostenübernahme sollte ein Gespräch mit dem Planungsbüro stattfinden.
Die Verwaltung nimmt wie folgt Stellung:
Die Stadt
Dannenberg (Elbe) ist in die Städtebauförderung, in das Programm „Wachstum und
nachhaltige Erneuerung – Lebenswerte Quartiere gestalten“ aufgenommen worden.
Mit der Städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Verbesserung der urbanen, grünen
Infrastruktur in der Stadt Dannenberg (Elbe)“ ist die Maßgabe verbunden, dass
Städte und Gemeinden bei der Bewältigung des wirtschaftlichen und
demografischen Wandels in Gebieten, die von erheblichen städtebaulichen
Funktionsverlusten oder Strukturveränderungen betroffen sind, gefördert werden.
Ziel in diesem Programm ist es, lebenswerte Quartiere zu schaffen.
Zu der
Verbesserung des öffentlichen Raumes Amtsberg, Schloßgraben, Thielenburger See,
ist ein Schutz-, Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet worden.
Des Weiteren
hat der Rat der Stadt über die einzelnen durchgeführten Maßnahmen entschieden.
Neben Neupflanzungen und dem Ersatz von Hochstämmen sind diverse Pflanzarbeiten
festgelegt worden. Als Ordnungsmaßnahme war die Neupflanzung von
landschaftstypischen Hochstämmen als Ersatz für abgängige Großgehölze (Pappeln)
in entscheidenden Gutachten aufgelistet. Die gefällten Großgehölze schädigten
aufgrund der ausufernden Wurzelbildung das Wegenetz. Durch die Entfernung
dieser Bäume und die Neupflanzung von Hochstämmen an anderer Stelle wurde
gezielt der permanenten Verschlechterung der Wege für die Zukunft
entgegengewirkt.
Der Stadt
Dannenberg (Elbe) ist empfohlen worden, Gehölze zu verwenden, die für den
Bereich des Parkes um den Thielenburger See geeignet erscheinen.
Die
Rosskastanie ist der Baum des Jahres 2005. Durch die stattliche Erscheinung und
Blütenpracht wird dieser Baum bevorzugt in Parks und im öffentlichen Grün
angepflanzt. Die Früchte sind bei Kindern äußerst beliebt. Das Laub und die
Früchte fallen im Herbst in einem sehr kurzen Zeitraum herab, so dass nur
geringe Unterhaltungsarbeiten erforderlich sind. Da ein Pkw-Verkehr in diesem
Bereich nicht erfolgt, wird es keine sichtbaren Probleme mit herabfallenden
Kastanien geben. Dass das Laub in den Herbstmonaten kurzzeitig auf dem
Fahrradweg liegt, dürfte jedem Fahrradfahrer bekannt sein.
Auch wenn die
Rosskastanie eine fremdländische Baumart ist, gehört sie doch unverzichtbar in
das Stadt- und Landschaftsbild, insbesondere in einen Park. Seit rund 450
Jahren ist die Region mit diesem Baum kulturell verbunden. Dies soll Anlass
genug sein, trotz des bundesweiten Miniermottenproblems Rosskastanien auch
zukünftig zu pflanzen und dem Baum weiterhin einen Platz in dem Lebensraum
„Park“ zu sichern. Schon in diesem Jahr war erkennbar, dass Kindergartenkinder,
die den Weg benutzt haben, mit Freude die Kastanien gesammelt haben. Gerade in
einem Zeitalter, in dem der Insektenschutz eine besondere Rolle spielt, sind
Kastanien mit ihren großflächigen Blütendolden nicht nur eine Augenweide,
sondern für die Insekten ein besonderer Anziehungspunkt.
Ein weiterer
Gesichtspunkt, weshalb die Kastanien an dieser Stelle gepflanzt wurden, ist die
Weiterführung der Gehölzstruktur. Vor einigen Jahren wurden nach Beschluss des
Rates Kastanien vom Kuhmarkt zum Thielenburger See umgesetzt.
Die Verwaltung
sieht keine Veranlassung, einen Austausch der gepflanzten Kastanien
vorzunehmen, da diese für den Standort des Parkes rund um den Thielenburger See
geeignet sind.
Stellv. AV
Krull ist entsetzt über die Verzerrung des Sachverhaltes. Die vor einigen
Jahren nach Beschluss des Rates vom Kuhmarkt zum Thielenburger See umgesetzten
Kastanien haben „Asyl“ am Thielenburger See gefunden, weil sie vom Kuhmarkt
entfernt werden mussten und sich kein anderer Standort für diese Bäume fand.
Stellv. AV
Krull fordert am Thielenburger See klimaresiliente Bäume und unterstreicht
daher den Antrag der SPD-Fraktion, die Kastanien umzupflanzen.
Rh Brüggemann stimmt den Argumenten von stellv. AV Krull zu, kann jedoch dem
Antrag nicht folgen.
Rf Rohwedder macht deutlich, dass es keinem Bürger zu erklären ist, dass die
gerade gepflanzten Kastanien den Standort am Thielenburger See verlassen sollen.
Die Aussage von stellv. AV Krull, dass Radfahrer von dem herabfallenden Laub
gefährdet sind, kann sie nicht bestätigen.
Stellv. AV Krull ist verärgert darüber, dass die Haushaltslage vorgeschoben
wird. Er verweist darauf, dass jetzt noch Zeit ist, die Kastanien umzupflanzen.
Er möchte Situationen, wie die um die Esso-Wiese oder andere gravierende
Fehlplanungen in der Stadt vermeiden. Der Fachplaner muss hier zu Rate gezogen
werden und erklären, warum statt klimaresilienter Bäume die Kastanie gewählt wurde.
Die Miniermotte ist seit Jahren ein Thema, so stellv. AV Krull. Der Schaden
muss von der Stadt abgewendet werden. Dieser Schaden ist durch den Fachplaner
entstanden.
Stellv. StDir Beitz entgegnet dem, dass ein Schadenersatz nur dann geleistet
werden kann, wenn ein Schaden entstanden ist. Bisher ist kein Schaden
entstanden. Ingenieurbüro und Stadt haben auftragsgemäß gehandelt.
Rh Heins bittet um eine Aufstellung, aus der hervorgeht, welche Kosten für eine
Umpflanzung entstehen werden. Aus diesem Grunde wird der Tagesordnungspunkt
vertagt, in der nächsten Sitzung erneut behandelt und dazu eine Kostenanalyse
vorgelegt.
Beschluss:
Ein Austausch der
Kastanien am Radweg um den Thielenburger See erfolgt nicht.