Sitzung: 13.11.2019 Rat der Gemeinde Langendorf
Beschluss: Kenntnis genommen
Bgm’in Deegen begrüßt zu
diesem TOP Herrn Klaus-Jürgen Steinhoff vom NLWKN, der um einen erläuternden
Vortrag zum Hochwasserschutz gebeten wurde.
Herr Steinhoff bedankt sich
für die Einladung und macht zunächst Ausführungen über die bisherigen
Elbe-Hochwasser der Jahre 2002,2003,2006,2011 und 2013.
Bisher ist man in
Niedersachsen mit „blauen Augen“ davon gekommen, es ist aber nicht
ausgeschlossen, dass es noch einmal höher ausfallen könnte. Dieses hängt von
vielen Faktoren ab, z. B. Öffnung von Talsperren in Tschechien, Füllen von
Poldern, Deichbrüche in anderen Regionen usw. .
Allerorts
Aktionismus auslösend, sucht man seither beim Bund und auch in Niedersachsen
nach Möglichkeiten, sich besser zu rüsten.
So ist man sich einig, den
Hochwasserschutz in den nächsten Jahren verstärkt voranzutreiben.
Das NLWKN bzw. die Länder
sind für den gesamten Elb-Abschnitt von Schnackenburg bis Hamburg zuständig, man
ist im regen Austausch mit den Nachbarländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
In den nächsten Jahren sind einige Schutzmaßnahmen an den Deichen notwendig,
wie z. B. auch Rückverlegung von Deichen, um dem Fluss mehr Raum als
Ausdehnungsflächen zu geben. Die Zusammenarbeit mit den Deichverbänden muss
verbessert werden.
Man hat z. B. Deiche neu
aufgemessen und es gibt in großen Bereichen Defizite. Auch die Politik muss in Deichbauprogramme
einbezogen werden, diese müssen dann in Abschnitte eingeteilt werden.
Dazu ist es z. B. auch
notwendig, anliegende Flächen zu erwerben.
Anhand eines Planes
erläutert Herr Steinhoff, welche Flächen im Langendorfer Bereich evtl. für ein
Deichrückverlegungsprojekt infrage kommen.
Die
Flächen liegen zwischen Langendorf und der Elbe und wechselten in der
vergangenen Woche den Eigentümer. Das war bis dato der Energiekonzern EON als
Rechtsnachfolger des ehemaligen Energieversorgers Preußen Elektra. Der Konzern
hatte die Flächen zwischen 1972 und 1974 erworben, um dort ein Kernkraftwerk zu
bauen. Das KKW ist bekanntlich nicht
gebaut worden, die Flächen aber behielt das Unternehmen bis jetzt.
Es
geht um eine Fläche von 71,6 ha.
Diese sind nun von der EON
abgekauft worden, der Kaufvertrag wurde in
der vergangenen Woche unterzeichnet.
Mit
einer evtl. Deichrückverlegung bei Langendorf soll ein dort drängendes Problem
behoben werden.
Bei Elbkilometer 500 befindet sich ein
sogenannter „Flaschenhals“, eine Verengung, die bei Hochwasser dafür sorgt,
dass sich das Wasser aufstaut und noch höher an den Deichen emporklettert.
25
solcher Abfluss-Engstellen hat das NLWKN bei einer aktuellen Bestandsaufnahme
ausgemacht, doch nicht überall besteht die Möglichkeit, in einem vergleichbar
kurzen Zeitraum etwas zu unternehmen.
Im
Januar 2020 will das NLWKN die bisherigen Flächennutzer, also die dort wirtschaftenden Landwirte, einladen, um sie zu informieren,
was man dort vorhat.
Einige
Anwesende Bürgerinnen und Bürger machen darauf aufmerksam, dass sie als
Landwirte betroffen sind und eine vorherige Information über den Ankauf
der Flächen der EON besser gewesen wäre.
Den
früheren Eigentümern, die an Preußen Elektra verkauft haben, war nämlich
vertraglich zugesichert worden, dass sie auf den Flächen so lange weiter
Landwirtschaft betreiben könnten, bis mit dem Bau des KKW begonnen werde. Das
wäre nicht mehr der Fall, wenn die Flächen nach der Deichrückverlegung
plötzlich binnendeichs lägen.
Dann
wäre dort nur noch Weidewirtschaft möglich, kein Ackerbau mehr.
Herr
Steinhoff führt fort, dass man aller Voraussicht nach weitere Flächen benötigen
wird, die man käuflich erwerben müsste. Angedacht sei ein sogenanntes
Unternehmens-Flurbereinigungsverfahren, um an die benötigten Flächen zu kommen
und jene Landwirte, die durch den Deichbau und die eingeschränkte Nutzung von
Flächen Nachteile haben, zu entschädigen. Keinesfalls soll es
Enteignungsverfahren geben.
Im Jahr 2020 soll mit einer Machbarkeitsstudie
begonnen werden. Dafür gibt es allerdings noch keinen genauen Zeitplan, denn es
steht noch nicht fest, ob es wegen Personalmangel umsetzbar ist.
Die
Studie soll mehrere Varianten und Deichverläufe aufzeigen.
Und
es soll mit den Landwirten im Dialog abgestimmt werden, was geht und was
nicht. Seitens des NLWKN hofft man, dass alle sich einig werden. Dann könnte der
Deich schon in wenigen Jahren stehen. Wenn nichts dazwischen kommt. Und
allzuviel Zeit hat man auch nicht mehr: Das Förderprogramm, aus dem solche
Maßnahmen zu 100 Prozent bezuschusst werden, läuft – vorerst – nur bis 2027.
Abschließend
bekräftigt Herr Steinhoff, dass es dem NLWKN sehr wichtig ist, die Bürgerinnen
und Bürger sowie die Politik vor Ort rechtzeitig einzubinden. Der heutige
Vortrag war zur ersten Information gedacht. Die geplante Versammlung mit den
Bürgerinnen und Bürgern soll möglichst im Januar 2020 stattfinden. Außerdem
weist er darauf hin, dass es noch keine Planzeichnungen gibt, zuerst soll die
Machbarkeitsstudie erarbeitet werden.
Bgm’in
Deegen weist auf die beantragten Fördermittel zum Ausbau von evtl. 2
Wirtschaftswegen,
die evtl. in dem Bereich liegen, hin. Es stelle sich die Frage, ob dieser
Ausbau nun im Hinblick auf evtl. HWS-Maßnahmen sinnvoll seien und wenn es dann
durchgeführt werden würde, und die Deichrückverlegungsplanungen dem entgegen
stehen würden, ob dann evtl. sogar die Fördermittel zurückgezahlt werden
müssten. Dieses würde ein finanzieller Schaden für die Gemeinde bedeuten. Die
Zusage über die Förderung des Ausbaus von 1 oder 2 Wirtschaftswegen wird im
April 2020 erwartet.
Herr
Beckmann vom FD Bau und Planung führt aus, dass dem nicht so sein werde. Der
Gemeinde darf durch HWS-Maßnahmen, die der Allgemeinheit dienen, kein Nachteil
entstehen.
Letztlich
müsste aber der Gemeinderat entscheiden, ob die Wirtschaftswege ausgebaut
werden sollen oder nicht, so Herr Steinhoff. Evtl. gäbe es die Möglichkeit, die
Gemeinde in die Planung der Deichverteidigungswege einzubeziehen, die zu 100 %
vom Land finanziert werden.
Bgm’in
Deegen dankt Herrn Steinhoff für die ausführliche Information.