Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt

Abstimmung: Ja: 2, Nein: 3, Enthaltungen: 2

Die Sozialökologische Liste Wendland im Stadtrat Dannenberg (Elbe) hat beantragt, dass der Historiker Axel Kahrs aus Lüchow beauftragt wird, für den Theodor-Körner-Stein auf dem St.-Annen-Friedhof einen erklärenden Text für eine Tafel zu schreiben. Dieses soll nach Beratung in den Gremien neben dem Stein aufgestellt werden.

Die SOLI-Fraktion, das stellv. Ausschussmitglied Kurt Herzog, begründet den Antrag wie folgt:

 

Auf dem St.-Annen-Friedhof befinden sich die Prochaska-Stelen, das Kriegerdenkmal und der Körner-Stein. Die beiden ersteren sind nach Beschluss der Gremien mit erklärenden Texttafeln aus heutiger Sicht versehen worden. Es ist also konsequent, entsprechend auch mit dem Körner-Stein zu verfahren. 2006 wurde der restaurierte Stein feierlich eingeweiht. Dabei hielt Axel Kahrs eine Rede, die Leben und Werk Theodor Körners kritisch beleuchteten.

In der Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 28.08.2006 ist der entsprechende Artikel veröffentlicht.

 

In der Tat sind die Gedichte Körners aus heutiger Sicht extrem fragwürdig und kriegsverherrlichend. Die SOLI-Fraktion hat mit Axel Kahrs diesbezüglich Kontakt aufgenommen. Dabei erklärte er sich bereit, bei Bedarf einen entsprechenden Text zu verfassen.

 

In der weiteren Begründung erläutert Kurt Herzog das Bundeslied „Vor der Schlacht“ sowie das Lied von der Rache und einen Wikipedia-Auszug über Theodor Körner.

Kurt Herzog bezeichnet die Stellungnahme der Verwaltung als schräg. Sie lautet „Der Stein ist stark begrünt, die Inschrift schwer bzw. in Teilen nicht lesbar und als Gedenkstein kaum erkennbar.

Sofern eine Texttafel aufgestellt werden soll, ist über die Reinigung des Steins und ggf. die Erneuerung der Schrift zu beraten.“

 

Stellv. Ausschussmitglied Kurt Herzog begründet nochmals, dass es eine richtige und konsequente Vorgehensweise wäre, auch hier eine erklärende Texttafel aufzustellen.

 

Der stellv. Stadtdirektor Bernhard Beitz merkt an, dass es der Verwaltung nicht darauf an kam, den Anschein zu erwecken, dass die Aufstellung einer solchen Texttafel und das Reinigen des Steines abgelehnt werden soll.

 

Ausschussmitglied Günter Voß erläutert, dass er am heutigen Tag den St.-Annen-Friedhof besucht hat. Er stellt sich die Frage, was den Dannenbergern noch erklärt werden soll. Schon in den 50er Jahren ist der Theodor-Körner-Stein als Spielgerät genutzt worden.

Tatsache ist, so Günter Voß: Wenn es den Kindern damals beim Spielen gelungen wäre, den Stein umzukippen, dann würde sich heute niemand mehr darüber unterhalten.

 

Ausschussvorsitzender Torsten Block bezeichnet Theodor Körner als einen Teil der deutschen Geschichte. Damit sollte es belassen werden. Wer sich rechtfertig klagt sich an, so Torsten Block.

 

Stellv. Ausschussmitglied Kurt Herzog ist über diese Aussage entrüstet. Er wäre froh darüber, wenn nicht nur im Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung ein Bericht zu finden ist, sondern wenn auch heute noch Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, neben dem Stein auf einer Gedenktafel die Geschichte Theodor Körners lesen zu können.

Kurt Herzog erinnert daran, dass Straßen und Kasernen nach Theodor Körner benannt sind. Er hält es für falsch, diese Geschichtsepoche in Dannenberg (Elbe) zu verschweigen und den Stein verdreckt liegen zu lassen.

 

Ausschussmitglied Günter Voß hält ein Reinigen des Steines für angebracht; Erklärungen mit Tafeln allerdings für überflüssig. Wer heutzutage etwas wissen möchte, googlet im Internet.

 

Elke Mundhenk ist keinesfalls der Ansicht, dass sich eine Stadt, wenn sie den Text auf dem Stein lesbar macht, mit Theodor Körner bzw. mit dem, was er „vermurkst hat“ identifiziert.

 

Günter Voß hält es eher für angebracht, den Stein wieder in den äußersten Randbereich des St.-Annen-Friedhofes zu versetzen.

 

Ausschussmitglied Ulrike Freudenthal erinnert die Diskussion an den Gedenkstein für den Seefahrer Lüdemann. Nur weil der Name auf diesem Stein stand und in Verbindung mit Graf Luckner, einem nachweislich verurteilten Kinderschänder, stand, musste der Stein verschwinden.

Ulrike Freudenthal warnt davor, eine solche zweite Episode in Dannenberg (Elbe) zu beginnen.

 

Kurt Herzog lässt diesen Vergleich nicht stehen. Graf Luckner war ein Kinderschänder. Er verweist noch einmal auf den EJZ-Artikel um Theodor Körner und bittet darum, dass man sich in dieser Stadt nicht mit der Geschichte auseinandersetzen sollte.

 

Andere Ausschussmitglieder sind der Meinung, dass diese Information zu hoch angesetzt ist. Jeder Besucher kann selbst entscheiden, ob er Informationen haben möchte oder nicht. Dafür gibt es andere Möglichkeiten.

 

Ausschussmitglied Ernst Bader stellt die Frage, wie weit eine Stadt in die Geschichte zurückgehen muss, um sich zu entschuldigen. Wenn Tatbestände, die über 100 Jahre in der Vergangenheit liegen, in der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert werden, sollte man es dabei belassen.

Ernst Bader stellt einen Vergleich mit der Atomkraft und dem Schienen-X am Parkplatz Schloßgraben.

 

Nach der Diskussion empfiehlt der Ausschuss, den folgenden Beschlussvorschlag abzulehnen.

 


Beschluss:

Der Historiker Axel Kahrs aus Lüchow wird beauftragt, für den Theodor-Körner-Stein auf dem St.-Annen-Friedhof einen erklärenden Text für eine Tafel zu schreiben. Diese soll nach Beratung in den Gremien neben dem Stein aufgestellt werden.