Sitzung: 13.04.2016 Ausschuss für Stadtentwicklung und Soziales des Rates der Stadt Dannenberg (Elbe)
Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 2, Nein: 3, Enthaltungen: 2
Vorlage: 14/0704/2016
Die
Sozialökologische Liste Wendland im Stadtrat Dannenberg (Elbe) hat beantragt,
dass der Historiker Axel Kahrs aus Lüchow beauftragt wird, für den Theodor-Körner-Stein
auf dem St.-Annen-Friedhof einen erklärenden Text für eine Tafel zu schreiben.
Dieses soll nach Beratung in den Gremien neben dem Stein aufgestellt werden.
Die SOLI-Fraktion,
das stellv. Ausschussmitglied Kurt Herzog, begründet den Antrag wie folgt:
Auf dem
St.-Annen-Friedhof befinden sich die Prochaska-Stelen, das Kriegerdenkmal und
der Körner-Stein. Die beiden ersteren sind nach Beschluss der Gremien mit
erklärenden Texttafeln aus heutiger Sicht versehen worden. Es ist also
konsequent, entsprechend auch mit dem Körner-Stein zu verfahren. 2006 wurde der
restaurierte Stein feierlich eingeweiht. Dabei hielt Axel Kahrs eine Rede, die
Leben und Werk Theodor Körners kritisch beleuchteten.
In der
Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 28.08.2006 ist der entsprechende Artikel
veröffentlicht.
In der Tat sind die
Gedichte Körners aus heutiger Sicht extrem fragwürdig und kriegsverherrlichend.
Die SOLI-Fraktion hat mit Axel Kahrs diesbezüglich Kontakt aufgenommen. Dabei
erklärte er sich bereit, bei Bedarf einen entsprechenden Text zu verfassen.
In der weiteren
Begründung erläutert Kurt Herzog das Bundeslied „Vor der Schlacht“ sowie das
Lied von der Rache und einen Wikipedia-Auszug über Theodor Körner.
Kurt Herzog
bezeichnet die Stellungnahme der Verwaltung als schräg. Sie lautet „Der Stein
ist stark begrünt, die Inschrift schwer bzw. in Teilen nicht lesbar und als
Gedenkstein kaum erkennbar.
Sofern eine
Texttafel aufgestellt werden soll, ist über die Reinigung des Steins und ggf.
die Erneuerung der Schrift zu beraten.“
Stellv.
Ausschussmitglied Kurt Herzog begründet nochmals, dass es eine richtige und
konsequente Vorgehensweise wäre, auch hier eine erklärende Texttafel
aufzustellen.
Der stellv.
Stadtdirektor Bernhard Beitz merkt an, dass es der Verwaltung nicht darauf an
kam, den Anschein zu erwecken, dass die Aufstellung einer solchen Texttafel und
das Reinigen des Steines abgelehnt werden soll.
Ausschussmitglied
Günter Voß erläutert, dass er am heutigen Tag den St.-Annen-Friedhof besucht
hat. Er stellt sich die Frage, was den Dannenbergern noch erklärt werden soll.
Schon in den 50er Jahren ist der Theodor-Körner-Stein als Spielgerät genutzt
worden.
Tatsache ist, so
Günter Voß: Wenn es den Kindern damals beim Spielen gelungen wäre, den Stein
umzukippen, dann würde sich heute niemand mehr darüber unterhalten.
Ausschussvorsitzender
Torsten Block bezeichnet Theodor Körner als einen Teil der deutschen
Geschichte. Damit sollte es belassen werden. Wer sich rechtfertig klagt sich
an, so Torsten Block.
Stellv.
Ausschussmitglied Kurt Herzog ist über diese Aussage entrüstet. Er wäre froh
darüber, wenn nicht nur im Archiv der Elbe-Jeetzel-Zeitung ein Bericht zu
finden ist, sondern wenn auch heute noch Kinder und Jugendliche die Möglichkeit
haben, neben dem Stein auf einer Gedenktafel die Geschichte Theodor Körners
lesen zu können.
Kurt Herzog
erinnert daran, dass Straßen und Kasernen nach Theodor Körner benannt sind. Er
hält es für falsch, diese Geschichtsepoche in Dannenberg (Elbe) zu verschweigen
und den Stein verdreckt liegen zu lassen.
Ausschussmitglied
Günter Voß hält ein Reinigen des Steines für angebracht; Erklärungen mit Tafeln
allerdings für überflüssig. Wer heutzutage etwas wissen möchte, googlet im
Internet.
Elke Mundhenk ist
keinesfalls der Ansicht, dass sich eine Stadt, wenn sie den Text auf dem Stein
lesbar macht, mit Theodor Körner bzw. mit dem, was er „vermurkst hat“
identifiziert.
Günter Voß hält es
eher für angebracht, den Stein wieder in den äußersten Randbereich des
St.-Annen-Friedhofes zu versetzen.
Ausschussmitglied
Ulrike Freudenthal erinnert die Diskussion an den Gedenkstein für den Seefahrer
Lüdemann. Nur weil der Name auf diesem Stein stand und in Verbindung mit Graf
Luckner, einem nachweislich verurteilten Kinderschänder, stand, musste der
Stein verschwinden.
Ulrike Freudenthal
warnt davor, eine solche zweite Episode in Dannenberg (Elbe) zu beginnen.
Kurt Herzog lässt
diesen Vergleich nicht stehen. Graf Luckner war ein Kinderschänder. Er verweist
noch einmal auf den EJZ-Artikel um Theodor Körner und bittet darum, dass man
sich in dieser Stadt nicht mit der Geschichte auseinandersetzen sollte.
Andere
Ausschussmitglieder sind der Meinung, dass diese Information zu hoch angesetzt
ist. Jeder Besucher kann selbst entscheiden, ob er Informationen haben möchte
oder nicht. Dafür gibt es andere Möglichkeiten.
Ausschussmitglied
Ernst Bader stellt die Frage, wie weit eine Stadt in die Geschichte zurückgehen
muss, um sich zu entschuldigen. Wenn Tatbestände, die über 100 Jahre in der
Vergangenheit liegen, in der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert werden, sollte
man es dabei belassen.
Ernst Bader stellt
einen Vergleich mit der Atomkraft und dem Schienen-X am Parkplatz Schloßgraben.
Nach der Diskussion
empfiehlt der Ausschuss, den folgenden Beschlussvorschlag abzulehnen.
Beschluss:
Der Historiker Axel Kahrs aus Lüchow wird beauftragt, für den Theodor-Körner-Stein auf dem St.-Annen-Friedhof einen erklärenden Text für eine Tafel zu schreiben. Diese soll nach Beratung in den Gremien neben dem Stein aufgestellt werden.