Sitzung: 29.03.2012 Ausschuss für Bauleitplanung, ÖPNV, Verkehr und Energie der Samtgemeinde Elbtalaue
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 31/134/2012
In seiner Sitzung
am 16.12.2010 hat der Rat der Samtgemeinde Elbtalaue, auf Antrag der CDU/Gruppe
Voß den Beschluss gefasst, ein sog. „Energiemanagement“ für die Samtgemeinde
einzurichten. Vorbereitungen hierzu sollen in den entsprechenden Fachausschüssen
erarbeitet werden.
In Barsinghausen
ist ein solches Energiemanagement mit Erfolg eingerichtet worden. Dipl.-Ing.
Lembeck erläutert das Energiemanagement der Stadt Barsinghausen:
·
Die Verbrauchswerterfassung an den
Liegenschaften sollte monatlich erfolgen, aus der Praxis hat sich folgende
Erfassungssystematik bewährt: Ab einer Gebäudegröße von ca. 4.000 m2 BGF sollte
die Erfassung immer monatlich erfolgen, bei noch größeren Liegenschaften oder
unterschiedlichen Nutzungen kann eine wöchentliche Erfassung sinnvoll sein, um
Schwachstellen schnell erkennen zu können. Bei kleineren Gebäuden reicht eine
jährliche Erfassung aus.
·
Es ist
angebracht, mit kleineren Maßnahmen (Gebäuden, Einheiten) zu beginnen, da die
hieraus gewonnenen Erfahrungen für größere Objekte genutzt werden können.
·
Zum
Zwecke der Energiesparmaßnahmen ist es sinnvoll, bei Neuinstallation nur noch
Geräte mit Wärmerückgewinnung einzusetzen.
·
Die Bedienung der Regelung an
haustechnischen Anlagen darf nicht zu komplex sein, je einfacher und
verständlicher desto höher die Akzeptanz. In Barsinghausen ist die Systematik so konzipiert, dass das gewonnene
Know-how und die durch die Energiesparmaßnahmen gewonnenen Ressourcen direkt
zur Gebäudemodernisierung eingesetzt werden.
·
Allerdings
mussten zur Ersterfassung und weiteren Auswertungen zwei Kräfte eingestellt
werden, wobei es sich sinnvollerweise um Techniker (Bautechniker,
Versorgungstechniker) handeln sollte.
·
Bei der
Installation der Anlagen (Regelungstechnik) ist vorzugsweise auf örtliche
Firmen zurückzugreifen, da nur hier eine zeitnahe Instandhaltung gewährleistet
ist.
Im Anschluss an den Vortrag steht Herr
Lembeck für Fragen zur Verfügung:
RH Herzog hält Intracting besser als
Contracting (Erläuterung hierzu siehe unten:) und möchte wissen, wie hoch die
Stellenanteile Herrn Lembecks für die Umsetzung des Energiemanagements sind.
Contracting
Um eine möglichst rasche Beseitigung des Investitionsstaus zu erreichen, werden
im kommunalen Bereich in letzter Zeit immer häufiger neue Lösungen angedacht,
wie das Contracting, um bei knapp bemessenem Budget wirtschaftlich sinnvolle
Energiesparmaßnahmen realisieren zu können. Grundgedanke dabei ist die
Auslagerung der Nutzenergiebereitstellung auf externe Fachfirmen. Deren
Know-how soll auf diese Weise langfristig gebunden und so Einspareffekte
erzielt werden.
Intracting
Einige
kommunale Verwaltungen sind aufgrund der positiven Einsparerfolge, die mit
Contracting gemacht wurden und der Rentabilitätsaussichten einen Schritt weiter
gegangen und haben begonnen, eine dem externen Contractor vergleichbare
Abteilung innerhalb der eigenen Verwaltungsstruktur zu schaffen. Diese
Abteilung wird mit den gleichen Aufgaben versehen wie der externe
Dienstleister. Dieses sogenannte verwaltungsinterne Contracting oder Intracting
genannte Konzept erfordert allerdings einige Anstrengungen im finanziellen und
personellen Bereich.
Herr Lembeck hatte in der Entwicklungsphase
70 % Stellenanteile, die sich nach Abschluss der Modernisierungsmaßnahmen auf
jetzt 10 % reduziert haben.
RH Siemke fragt, wie das Einsparpotential
realisiert wird.
Herr Lembeck antwortet, dass zumeist keine
neuen Anlagen installiert, sondern lediglich neue Regelungen an die vorhandenen
Objekte angebaut wurden. Er weißt darauf hin, dass der Einspareffekt jedoch
nach ca. 15 Jahren aufgebraucht ist, da die Anlagen dann zum größten Teil
erneuert werden müssen. Außerdem werde versucht, sich von der Energiequelle Gas
zu trennen.
FBL Hesebeck interessiert, wie lange man in
alte Anlagen investieren sollte.
Herr Lembeck erläutert, dass bei Anlagen,
die älter als 5 Jahre sind, sich das Aufrüsten durch neue Regelungen nicht mehr
lohnt.
RH Siemke fragt, ob mit Vergleichsdaten
gearbeitet werden sollte.
Herr Lembeck rät von Benchmarking ab, da die
Verbrauchsdaten immer nutzerbezogen betrachtet werden müssen.
RH Schulz fragt, ob Gebäude vor dem Einsatz
neuer Techniken gedämmt werden sollten.
Herr Lembeck trägt vor, dass Bauphysik,
Technik und Nutzer betrachten werden müssen und zunächst mit der Erneuerung der
Technik, also von innen nach außen begonnen wird.
RH Dr. Lange fragt, ob sich Überlegungen für
lediglich 4 Verwaltungsgebäude der Samtgemeinde lohnen.
Herr Lembeck ist der Auffassung, dass sich
Investitionen in Energiesparmaßnahmen auf längere Sicht immer lohnen, egal wie
groß die Anzahl und die Ausmaße der Objekte sind.
RH Herzog trägt vor, dass zu viel
Automatisierung den Nutzer außen vor lässt und die Sicht auf Details und die
Identifizierung mit den Anlagen verspert. Es wäre besser, die Nutzer und
Bediener der Anlagen besser zu schulen und mit der gesamten Regelungstechnik
vertraut zu machen. Es ist sinnvoll, in Schulanlagen gemeinsam mit den Schülern
Energiesparpotenziale zu erarbeiten. Er fragt, ob es Förderprogramme für
Erneuerung von Altanlagen gibt.
Herr Lembeck erläutert, dass es
Internetadressen gibt, z.B. unter Kuk-nds.de (Klimawandel und Kommunen) unter
denen Förderprogramme genannt werden. Häufig ist jedoch durch die Vielzahl der
Programme und die Beantragungsfrist bis zum 31.5. eine Ausschöpfung aller
Fördergelder nicht möglich.
RH Dr. Lange fragt nach der besten
Heizmethode für Feuerwehrgebäude.
Herr Lembeck trägt vor, dass auf den Einbau
von Pelletheizungen verzichtet werden sollte, da sie aufgrund der
unterschiedlichen Nutzung der Räume zu unwirtschaftlich arbeiten und darüber
hinaus in der Anschaffung zu kostenaufwändig sind. Hier kommt nur der Einsatz
von Brennwertthermen in Frage, die die Räume zeitgesteuert heizen. Sinnvoll ist
eine Temperatur bei Leerstand von 15° und bei Nutzung um 20° C.
Überlegenswert ist auch ein
Blockheizkraftwerk, wenn mehrere Gebäude durch eine Energiequelle geheizt
werden sollen. Feuerwehrgerätehäuser werden in Barsinghausen mit
Gasbrennwertgeräten beheizt, da bei Verwendung von Holzpelletheizungen die
größeren Investitionskosten für die Lagerung und Bevorratung der Holzpellets zur Nutzungszeit
der Gerätehäuser unverhältnismäßig sind.
SB Borchert fragt, ob für die Erfassung und
Verarbeitung der Daten Mitarbeiter eingestellt wurden.
Herr Lembeck antwortet, dass 2 Techniker als
Vollzeitkräfte eingestellt wurden. Die erzielten Einsparungen decken die
Personalkosten bei weitem.
Herr Lembeck dankt für die rege Teilnahme
und verlässt die Veranstaltung.
RH Herzog schlägt vor, die EVE und deren
fachliche Kompetenz in den Prozess einzubeziehen.
RH Dr. Lange bitte um Verteilung einer
Gebäudeliste und die zugehörigen Verbrauchsdaten an alle Ausschussmitglieder.
FBL Hesebeck sagt dies zu.