Beschluss: Kenntnis genommen

In seiner Sitzung am 16.12.2010 hat der Rat der Samtgemeinde Elbtalaue, auf Antrag der CDU/Gruppe Voß den Beschluss gefasst, ein sog. „Energiemanagement“ für die Samtgemeinde einzurichten. Vorbereitungen hierzu sollen in den entsprechenden Fachausschüssen erarbeitet werden.

 

In Barsinghausen ist ein solches Energiemanagement mit Erfolg eingerichtet worden. Dipl.-Ing. Lembeck erläutert das Energiemanagement der Stadt Barsinghausen:

·           Die Verbrauchswerterfassung an den Liegenschaften sollte monatlich erfolgen, aus der Praxis hat sich folgende Erfassungssystematik bewährt: Ab einer Gebäudegröße von ca. 4.000 m2 BGF sollte die Erfassung immer monatlich erfolgen, bei noch größeren Liegenschaften oder unterschiedlichen Nutzungen kann eine wöchentliche Erfassung sinnvoll sein, um Schwachstellen schnell erkennen zu können. Bei kleineren Gebäuden reicht eine jährliche Erfassung aus.

·           Es ist angebracht, mit kleineren Maßnahmen (Gebäuden, Einheiten) zu beginnen, da die hieraus gewonnenen Erfahrungen für größere Objekte genutzt werden können.

·           Zum Zwecke der Energiesparmaßnahmen ist es sinnvoll, bei Neuinstallation nur noch Geräte mit Wärmerückgewinnung einzusetzen.

·           Die Bedienung der Regelung an haustechnischen Anlagen darf nicht zu komplex sein, je einfacher und verständlicher desto höher die Akzeptanz. In Barsinghausen ist die Systematik so konzipiert, dass das gewonnene Know-how und die durch die Energiesparmaßnahmen gewonnenen Ressourcen direkt zur Gebäudemodernisierung eingesetzt werden.

·           Allerdings mussten zur Ersterfassung und weiteren Auswertungen zwei Kräfte eingestellt werden, wobei es sich sinnvollerweise um Techniker (Bautechniker, Versorgungstechniker) handeln sollte.

·           Bei der Installation der Anlagen (Regelungstechnik) ist vorzugsweise auf örtliche Firmen zurückzugreifen, da nur hier eine zeitnahe Instandhaltung gewährleistet ist.

 

Im Anschluss an den Vortrag steht Herr Lembeck für Fragen zur Verfügung:

 

RH Herzog hält Intracting besser als Contracting (Erläuterung hierzu siehe unten:) und möchte wissen, wie hoch die Stellenanteile Herrn Lembecks für die Umsetzung des Energiemanagements sind.


Contracting
Um eine möglichst rasche Beseitigung des Investitionsstaus zu erreichen, werden im kommunalen Bereich in letzter Zeit immer häufiger neue Lösungen angedacht, wie das Contracting, um bei knapp bemessenem Budget wirtschaftlich sinnvolle Energiesparmaßnahmen realisieren zu können. Grundgedanke dabei ist die Auslagerung der Nutzenergiebereitstellung auf externe Fachfirmen. Deren Know-how soll auf diese Weise langfristig gebunden und so Einspareffekte erzielt werden.

 

Intracting

Einige kommunale Verwaltungen sind aufgrund der positiven Einsparerfolge, die mit Contracting gemacht wurden und der Rentabilitätsaussichten einen Schritt weiter gegangen und haben begonnen, eine dem externen Contractor vergleichbare Abteilung innerhalb der eigenen Verwaltungsstruktur zu schaffen. Diese Abteilung wird mit den gleichen Aufgaben versehen wie der externe Dienstleister. Dieses sogenannte verwaltungsinterne Contracting oder Intracting genannte Konzept erfordert allerdings einige Anstrengungen im finanziellen und personellen Bereich.

 

Herr Lembeck hatte in der Entwicklungsphase 70 % Stellenanteile, die sich nach Abschluss der Modernisierungsmaßnahmen auf jetzt 10 % reduziert haben.

 

RH Siemke fragt, wie das Einsparpotential realisiert wird.

 

Herr Lembeck antwortet, dass zumeist keine neuen Anlagen installiert, sondern lediglich neue Regelungen an die vorhandenen Objekte angebaut wurden. Er weißt darauf hin, dass der Einspareffekt jedoch nach ca. 15 Jahren aufgebraucht ist, da die Anlagen dann zum größten Teil erneuert werden müssen. Außerdem werde versucht, sich von der Energiequelle Gas zu trennen.

 

FBL Hesebeck interessiert, wie lange man in alte Anlagen investieren sollte.

 

Herr Lembeck erläutert, dass bei Anlagen, die älter als 5 Jahre sind, sich das Aufrüsten durch neue Regelungen nicht mehr lohnt.

 

RH Siemke fragt, ob mit Vergleichsdaten gearbeitet werden sollte.

 

Herr Lembeck rät von Benchmarking ab, da die Verbrauchsdaten immer nutzerbezogen betrachtet werden müssen.

 

RH Schulz fragt, ob Gebäude vor dem Einsatz neuer Techniken gedämmt werden sollten.

 

Herr Lembeck trägt vor, dass Bauphysik, Technik und Nutzer betrachten werden müssen und zunächst mit der Erneuerung der Technik, also von innen nach außen begonnen wird.

 

RH Dr. Lange fragt, ob sich Überlegungen für lediglich 4 Verwaltungsgebäude der Samtgemeinde lohnen.

 

Herr Lembeck ist der Auffassung, dass sich Investitionen in Energiesparmaßnahmen auf längere Sicht immer lohnen, egal wie groß die Anzahl und die Ausmaße der Objekte sind.

 

RH Herzog trägt vor, dass zu viel Automatisierung den Nutzer außen vor lässt und die Sicht auf Details und die Identifizierung mit den Anlagen verspert. Es wäre besser, die Nutzer und Bediener der Anlagen besser zu schulen und mit der gesamten Regelungstechnik vertraut zu machen. Es ist sinnvoll, in Schulanlagen gemeinsam mit den Schülern Energiesparpotenziale zu erarbeiten. Er fragt, ob es Förderprogramme für Erneuerung von Altanlagen gibt.

 

Herr Lembeck erläutert, dass es Internetadressen gibt, z.B. unter Kuk-nds.de (Klimawandel und Kommunen) unter denen Förderprogramme genannt werden. Häufig ist jedoch durch die Vielzahl der Programme und die Beantragungsfrist bis zum 31.5. eine Ausschöpfung aller Fördergelder nicht möglich.

 

RH Dr. Lange fragt nach der besten Heizmethode für Feuerwehrgebäude.

 

Herr Lembeck trägt vor, dass auf den Einbau von Pelletheizungen verzichtet werden sollte, da sie aufgrund der unterschiedlichen Nutzung der Räume zu unwirtschaftlich arbeiten und darüber hinaus in der Anschaffung zu kostenaufwändig sind. Hier kommt nur der Einsatz von Brennwertthermen in Frage, die die Räume zeitgesteuert heizen. Sinnvoll ist eine Temperatur bei Leerstand von 15° und bei Nutzung um 20° C.

Überlegenswert ist auch ein Blockheizkraftwerk, wenn mehrere Gebäude durch eine Energiequelle geheizt werden sollen. Feuerwehrgerätehäuser werden in Barsinghausen mit Gasbrennwertgeräten beheizt, da bei Verwendung von Holzpelletheizungen die größeren Investitionskosten für die Lagerung und  Bevorratung der Holzpellets zur Nutzungszeit der Gerätehäuser unverhältnismäßig sind.

 

SB Borchert fragt, ob für die Erfassung und Verarbeitung der Daten Mitarbeiter eingestellt wurden.

 

Herr Lembeck antwortet, dass 2 Techniker als Vollzeitkräfte eingestellt wurden. Die erzielten Einsparungen decken die Personalkosten bei weitem.

 

Herr Lembeck dankt für die rege Teilnahme und verlässt die Veranstaltung.

 

RH Herzog schlägt vor, die EVE und deren fachliche Kompetenz in den Prozess einzubeziehen.

 

RH Dr. Lange bitte um Verteilung einer Gebäudeliste und die zugehörigen Verbrauchsdaten an alle Ausschussmitglieder.

 

FBL Hesebeck sagt dies zu.